112. Ruhrlagebericht: Schwächelnde Konjunktur drückt weiter auf die Stimmung

Eine sinkende Inlandsnachfrage, hohe Energie- und Rohstoffpreise, steigende Arbeitskosten sowie die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen machen den Unternehmen im mittleren Ruhrgebiet am meisten zu schaffen. Unternehmen in Bochum, Herne, Witten und Hattingen bewerten diese vier Faktoren als die größten Risiken für ihre wirtschaftliche Entwicklung. Zugleich schätzen die Unternehmen das Risiko des Fachkräftemangels deutlich geringer ein als noch im Herbst 2023. Das sind die Ergebnisse des 112. Konjunkturberichts zur Ruhrlage.
„Die aktuelle Befragung zeigt, wo der Schuh in der Wirtschaft am meisten drückt“, sagt Michael Bergmann, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittleres Ruhrgebiet. „Unsere Mitgliedsunternehmen leiden vor allem an der schwächelnden Konjunktur. Und klare Signale der Politik bleiben weiterhin aus“, so Bergmann weiter.
Ein Blick auf die Zahlen beweist: Bewerteten im Herbst 2023 noch fast 28 Prozent der Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage als gut, sind es jetzt nur noch knapp 24 Prozent. 59,1 Prozent der Befragten bewerten ihre Lage als befriedigend (Herbst 23: 57 Prozent), 16,8 Prozent als schlecht (Herbst 23: 15,4 Prozent).
Vor allem in Witten geben sich die Unternehmen skeptisch: Gerade einmal 25 Prozent sprechen von einer aktuell guten Geschäftslage, eine Verschlechterung von über zehn Prozentpunkten gegenüber der Herbstbefragung. 25 Prozent der Unternehmen sagen, es gehe ihnen schlecht – im Vergleich zu knapp zwölf Prozent bei der letzten Befragung.
Ein kleiner Hoffnungsschimmer: Die erwartete Geschäftslage für 2024 wird grundsätzlich etwas positiver bewertet als noch vor ein paar Monaten. 12,5 Prozent der befragten Unternehmen im mittleren Ruhrgebiet glauben, ihnen gehe es bald wieder besser, fast 59 Prozent sind der Meinung, die Situation bleibe gleich, fast 29 Prozent sind der Meinung, die Situation verschlechtere sich weiter. Im Herbst rechneten noch fast 33 Prozent mit einer Verschlechterung der Geschäftslage.
Ausreißer gibt es aber auch hier: Vor allem in Herne rechnen deutlich weniger Unternehmen mit einer Verbesserung ihrer Lage: nur noch acht Prozent (Herbst 23: immerhin 14,3 Prozent). Auch in Hattingen trüben sich die Erwartungen deutlich ein: Hier rechnen aktuell nur noch 4,5 Prozent der Unternehmen mit einer Verbesserung ihrer Situation – nach fast 16 Prozent in der Herbstbefragung. In Witten ist es genau andersherum: 17,4 Prozent hoffen auf bessere Geschäfte nach gerade einmal 5,9 Prozent im Herbst 2023. Bochum schafft eine leichte Verbesserung: 15,2 Prozent rechnen mit besseren Geschäften – nach 11,1 Prozent im Herbst.
„Dieses uneinheitliche Bild ist ein Ausdruck der großen Unsicherheit, die aktuell in unserer Wirtschaft herrscht“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Bergmann. „Den Unternehmen fehlt es an Planungssicherheit, weil es keine positive Perspektive gibt.“ Zudem gebe es zahlreiche Baustellen, um die die Politik aktuell einen großen Bogen mache. „Unsere Verkehrsinfrastruktur ist dringend sanierungsbedürftig. Das zeigt nicht zuletzt die aktuelle Situation auf der A42“, so Bergmann weiter. Zudem müsse die Politik klare Investitionsanreize schaffen, damit der Wirtschaftsstandort Ruhrgebiet nicht noch weiter leide. „Nur so kann auch die Energiewende gelingen, ohne dass die Preise für Strom und Gas durch die Decke schießen.“