IHK setzt auf Willkommenslotsin

Malak El-Chkief (28) ist seit Mai 2024 Willkommenslotsin bei der IHK Mittleres Ruhrgebiet. In dieser Funktion unterstützt sie Betriebe dabei, Geflüchtete und ausländische Fachkräfte in Ausbildung und Beschäftigung zu bringen. Hier berichtet sie über ihre ersten Erfahrungen und erklärt, wann Betriebe sie kontaktieren können.
Das Gespräch führte Christina Kiesewetter

Malak, du unterstützt Unternehmen bei der Suche nach Azubis und Fachkräften aus dem Ausland. Zudem stehst Du ihnen bei der betrieblichen Integration von Geflüchteten zur Seite. Wer genau kann sich an dich wenden?
Vor allem kleine und mittlere Unternehmen aus unserem Kammerbezirk, die freie Ausbildungs- und Arbeitsplätze mit Geflüchteten oder ausländischen Jugendlichen und Fachkräften besetzen wollen. Sie können sich völlig unverbindlich melden, und es ist immer kostenfrei.
Wie unterstützt du die Betriebe?
Ganz vielfältig! Wir erarbeiten gemeinsam ein Profil für die Stelle, dann schlage ich aktiv Bewerberinnen und Bewerber aus meinem Pool vor, die passen könnten. Ich begleite auf Wunsch Vorstellungsgespräche und stehe den Betrieben bei den Formalitäten zur Seite, die bei der Einstellung einer Person aus dem Ausland auf sie zukommen. Ich bin außerdem während der gesamten Ausbildungszeit Ansprechperson bei Fragen und Herausforderungen.
Wo findest du denn Kandidatinnen und Kandidaten für die Betriebe?
Im Moment vor allem auf Messen und in Berufsschulen, dort habe ich schon einige Kontakte. Darüber hinaus bin ich in Kontakt mit der Arbeitsagentur. Und es kommt ebenso vor, dass Kandidatinnen und Kandidaten aus dem Ausland sich direkt bei der IHK melden und eine Stelle in Deutschland suchen. Gerade begleite ich die Besetzung eines Ausbildungsplatzes in einem IT-Unternehmen durch einen jungen Mann aus dem Iran. Zu meiner Arbeit gehört es dann auch, die Kompetenzen und die Schwächen der Kandidatinnen und Kandidaten für diese Stelle herauszuarbeiten und für die Betriebe transparent darzustellen. Der Ausbildungserfolg ist durch die zahlreichen Förder- und Unterstützungsmöglichkeiten in unserer Region gesichert.
Das klingt nach viel Netzwerkarbeit!
Oh ja, ich arbeite jeden Tag daran, mein Netzwerk weiter auszubauen. Mit den Betrieben hier vor Ort, mit der Arbeitsagentur und der Stadt, mit den Willkommenslotsen bei den anderen IHKs und den Handwerkskammern, mit Berufsschulen und weiteren relevanten Akteurinnen und Akteuren. Durch diese Zusammenarbeit erleichtern wir den Betrieben die Besetzung ihrer freien Ausbildungs- und Arbeitsplätze.  
Du hast einen ausgeprägten Sinn für interkulturelle Kompetenzen, sprichst Arabisch, Spanisch und Englisch   und bringst schon richtig viel Erfahrung mit für deinen neuen Job. Was ist denn gerade ganz neu für dich?
Ich arbeite mich gerade durch die vielen Gesetzesänderungen, die ich kennen muss. Vor allem   durch das Fachkräfteeinwanderungsgesetz, durch die verschiedenen Aufenthaltstitel und die Voraussetzungen für die Aufenthaltserlaubnis.   

Willkommenslotsen in Deutschland
Seit dem Frühjahr 2016 unterstützen sogenannte Willkommenslotsen Unternehmen bei der Besetzung von offenen Ausbildungs- und Arbeitsstellen mit Geflüchteten sowie Jugendlichen und Fachkräften aus dem Ausland. Seit Januar 2024 führen sie in dem novellierten Förderprogramm „Passgenaue Besetzung und Willkommenslotsen“ die Tätigkeit fort. 2024 sind bundesweit rund 90 Willkommenslotsen im Einsatz. Sie unterstützen Unternehmen als zentrale Stelle bei allen Fragen rund um die Integration in Ausbildung, Praktikum oder Beschäftigung. Sie sind an Handwerkskammern, Industrie- und Handelskammern, Kammern der freien Berufe sowie weiteren Organisationen der Wirtschaft angesiedelt.
Mehr Infos: www.bmwk.de (Stichwort: pb-wl)

Vita Malak El-Chkief
Malak El-Chkief ist ein Kind des Ruhrgebiets, hat an der RUB ­studiert und dort kürzlich ihren Master gemacht. Sie hat die Qualifikation nach der 
Ausbildereignungsverordnung (AEVO).   Sie spricht u. a. Arabisch, Spanisch und Englisch. Praxiserfahrung hat sie bei der VHS Witten-Wetter-­Herdecke gesammelt, wo sie Kurse für interkulturelle Kompetenzen ­gegeben und sich um die „­Assistierte Ausbildung flexibel“ (­AsAflex) gekümmert hat. Das heißt: Sie hat Menschen in ­Ausbildung ­unterstützt und beraten, bei Asylan­trägen geholfen sowie Sprachkurse und Nachhilfe ­organisiert.