Sicherheit für das Internet der Dinge

Das Bochumer Unternehmen PHYSEC entwickelt ­ganzheitliche Lösungen, um Netzwerke und ­Infrastruktur vor Cyberangriffen zu schützen – und hat dafür schon ­zahlreiche Preise bekommen.
Von Sven Frohwein
Über mangelnde Aufmerksamkeit können sich Christian Zenger und Heiko Koepke wahrlich nicht beklagen. „Bochumer Start-up PHYSEC für den NRW-Gründerpreis nominiert“, „Die beste IT-Sicherheitslösung 2022 kommt aus Bochum“, „Bundeswirtschaftsministerium zeichnet Bochumer Gründer aus“ oder „Vorzeigeunternehmen der IT-Branche bleibt weiter in Bochum“ – so lauteten nur vier der unzähligen Schlagzeilen, die das Bochumer Deep-Tech-Unternehmen PHYSEC für sich verbuchen konnte. Zenger und Koepke, der eine promovierter Nachrichten- und Cyber-Sicherheitsingenieur und inzwischen Juniorprofessor, der andere Wirtschaftswissenschaftler mit Doktorgrad, lernten sich während der ­Promotion an der Ruhr-Universität (RUB) kennen und gründeten 2016 ihr eigenes Unternehmen. Was in den Kelleretagen der Uni begann, ist seitdem richtig groß geworden. PHYSEC hat seinen Unternehmenssitz seit 2022 in einem modernen Bürogebäude auf MARK 51°7, dem Bochumer ­Innovationsquartier auf den ehemaligen Opelflächen, und zählt mittlerweile 60 Mitarbeiter:innen. Und die arbeiten daran, das Internet der Dinge ­sicherer zu machen.
Internet der was? „Mittlerweile“, sagt Christian Zenger, „gibt es so viele Geräte und Maschinen, die eine Verbindung zum Internet haben. Und das macht sie angreifbar.“ PHYSEC hat eine Verschlüsselungstechnologie für das IoT (Internet of Things) entwickelt, mit der über das Netz kommunizierende Geräte vor Hackerangriffen geschützt werden. Nur ein Beispiel: „Wir haben unsere Technologie für einen Versorger in Wasserzählern ­eingebaut, der erste internetfähige Wasserzähler“, sagt Zenger. Die ­Zähler kommunizieren zwölf Jahre lang via Batterie und per Funkchip mit dem Netz. „­Damit ist eine sichere Diagnose und Fernwartung über das ­Internet möglich.“ ­Physische Manipulationen am Zähler oder seiner Umgebung ­erkennt die PHYSEC-Technik auch. Damit leistet das Bochumer Unternehmen einen wichtigen Beitrag, kritische Infrastruktur sicherer zu machen.
PHYSEC bietet seinen Kund:innen ein umfassendes Sicherheitspaket an – ­bestehend aus Soft- und Hardware sowie Serviceleistungen. „Unsere Technik hilft zudem dabei, gesellschaftliche Entwicklungen wie den demografischen ­Wandel besser zu meistern“, sagt Heiko Koepke nicht ohne Stolz. Durch Innovation und ­Automatisierung fallen Tätigkeiten weg, die heute noch in vielen Fällen von ­Menschen gemacht werden. Beispiel Wasserzähler: Versorger müssen keine Mitarbeiter:innen zum Ablesen schicken, Kund:innen nicht mehr selbst ablesen. Das ­erledigt die PHYSEC-Technik. Sie hilft, Übertragungsfehler zu vermeiden, kann Lecks erkennen, misst sogar die Wassertemperatur.
So viel Erfindergeist bleibt nicht unbe­merkt: PHYSEC sicherte sich in der Vergangenheit zahlreiche Preise und Anschubfinanzierungen. „Damit war der Grundstein für unser ­Unternehmen ­gelegt“, sagt Christian Zenger. Ein Ende der positiven Entwicklung ist ebenfalls nicht in Sicht. „Da draußen gibt es so viele Unternehmen, die ihre Prozesse noch nicht digitalisiert haben – oder bei ihren ersten Versuchen gescheitert sind“, sagt Heiko Koepke. ­PHYSEC entwickelt gemeinsam mit seinen ­Kund:­innen maßgeschneiderte Lösungen. Im Vordergrund steht ­dabei immer auch die Wirtschaftlichkeit: „Unsere Kunden bekommen von uns eine ­Risikobewertung, die Aufwand und Wirkung in ein gesundes Verhältnis zueinander bringt“, so Christian Zenger. „Am Ende müssen die Unternehmen ja auch Geld ­verdienen.“
„An Bochum kommt man im Bereich IT-Sicherheit auch international nicht vorbei. Und das freut uns natürlich sehr.“
Für die PHYSEC-Gründer ist klar: ­Wollen sie dauerhaft am Markt erfolgreich sein, müssen sie ihre Geschäftsidee – und vor allem ihre Sicherheitstechnologie – stets weiterentwickeln. Das nächste große PHYSEC-Ding hatte gerade Markteinführung, „SEAL“ ­haben es Zenger und Koepke getauft. SEAL vereint die Sicherheitstechnologie des Bochumer Unternehmens auf einem kleinen Chip, der in den Wertschöpfungsketten und Netzwerken der ­PHYSEC-Kund:innen zum Einsatz kommen soll. Das kleine Wunderding überwacht zum Beispiel eine gesamte Fertigungsanlage und erkennt nicht nur Störungen, sondern auch Angriffe von außen.
SEAL kann unter anderem digitale Einfallstore absichern, erkennt aber auch ­Manipulationen oder Auffälligkeiten in der Benutzung. „Der SEAL-Chip lässt sich entweder in bestehende Systeme über einen USB-Port integrieren oder wird ­direkt bei der Konzeption der Elektronik auf der Platine verbaut“, sagt Christian Zenger. Umfangreiche Management- und Auswertungssoftware komplettiert das SEAL-Paket. Womit wir wieder am Anfang unserer ­Geschichte wären: Für SEAL erhielt PHYSEC jüngst den NRW-Innovationspreis 2024. „Wenn das Land NRW seinen Innovationspreis verleiht, dann hat das natürlich Signal­wirkung“, so Zenger. Und es zahlt auf den Standort ein: „An Bochum kommt man im Bereich IT-Sicherheit auch international nicht vorbei. Und das freut uns natürlich sehr.“
Mehr Infos: www.physec.de