IHK-Umfrage zeigt: Sonntagsöffnungen werden nicht ausgeschöpft

Sonntagsöffnungen sind nach wie vor ein wichtiger Baustein für eine zukunftsfähige Stadtentwicklung: Für den Einzelhandel stehen laut einer aktuellen Umfrage von IHK NRW weniger die Mehrumsätze im Vordergrund, sondern die Möglichkeit, die Shoppingmöglichkeiten und den Einzelhandelsstandort insgesamt zu präsentieren, das Image zu stärken und langfristig neue Kunden zu gewinnen. Weniger als die Hälfte der befragten Gemeinschaften verzeichnet überdurchschnittliche Umsätze an Sonntagen im Vergleich zu regulären Werktagen. Insgesamt nahmen über 250 Interessen- und Werbegemeinschaften aus NRW an der Umfrage teil, auch aus den zum Kammerbezirk der IHK Mittleres Ruhrgebiet gehörenden Städten Bochum, Hattingen, Herne und Witten.
Die Umfrage zeigt auch, dass es auf dem Weg zur Sonntagsöffnung immer wieder zu Problemen kommt. Das liegt laut IHK Mittleres Ruhrgebiet auch oft an der sehr restriktiven Politik der lokalen Ordnungsbehörden. „Das Beispiel Bochum zeigt, dass Ordnungsamt und Politik Anträgen für eine Sonntagsöffnung vielfach negativ gegenüberstehen, weil sie die Klagen von Gewerkschaften und Kirchen fürchten“, sagt Jennifer Duggen, Fachreferentin für Stadtentwicklung, Handel und Dienstleistungen bei der IHK Mittleres Ruhrgebiet. „Das färbt auch auf die Händler ab“, so Duggen weiter. „Sie trauen sich erst gar nicht, eine Sonntagsöffnung zu beantragen, weil sie schon im Vorfeld einen negativen Bescheid oder entsprechende Klagen fürchten.“
Die beantragten verkaufsoffenen Sonntage stellen dabei immer klar eine Ausnahme von der Regel der arbeitsfreien Wochenenden dar.
In Bochum standen gerade einmal acht von 52 Sonntagen im gesamten Stadtgebiet zur Abstimmung. 16 wären nach dem Ladenöffnungsgesetz NRW grundsätzlich möglich gewesen. Duggen: „Das zeigt sehr deutlich: Die beantragten verkaufsoffenen Sonntage stellen dabei immer klar eine Ausnahme von der Regel der arbeitsfreien Wochenenden dar.“ Eine Null-Lösung, wie beispielsweise von der „Allianz für den freien Sonntag“ gefordert, sei „ein Anachronismus, der weder dem deutlich veränderten Freizeitverhalten der Bevölkerung noch dem sich immer mehr verschärfendem Wettbewerb im Einzelhandel Rechnung trägt“. Zudem, so Duggen, gerieten Städte wie Bochum im Wettbewerb mit anderen Kommunen im Ruhrgebiet ins Hintertreffen, wo mehr verkaufsoffene Sonntage genehmigt werden. Jüngstes Beispiel: Der Ruhrpark Bochum wollte seinen 60. Geburtstag am 29. September mit einem verkaufsoffenen Sonntag begehen. Der Rat der Stadt Bochum entschied anders.
Die Händler:innen und Werbegemeinschaften wünschen sich laut IHK-Umfrage zudem mehr Planbarkeit: Die Anzahl der Sonntagsöffnungen ist laut IHK-Umfrage weniger entscheidend als klar definierte und verlässliche Termine, die eine bessere Vorbereitung und Durchführung ermöglichen. Planungssicherheit minimiere Kosten für Marketing und Personaleinsatz, während kurzfristige Klagen das Gegenteil bewirkten und oft dazu führten, dass Sonntagsöffnungen gar nicht erst beantragt werden, so eine der zentralen Aussagen der Umfrage.
Uns geht es darum, die Attraktivität der Innenstädte zu erhalten. Und das sollte auch im Interesse derer sein, die sich Sonntagsöffnungen gegenüber ablehnend zeigen.
„Eine Blockadehaltung geht zu Lasten aller Beteiligten“, sagt Handelsexpertin Duggen. Ziel der IHK-Umfrage sei es deshalb, alle Handelnden für das Thema Sonntagsöffnungen und die damit verbundenen Herausforderungen zu sensibilisieren. „Uns geht es darum, die Attraktivität der Innenstädte zu erhalten. Und das sollte auch im Interesse derer sein, die sich Sonntagsöffnungen gegenüber ablehnend zeigen.“
Das sieht auch Sven Schulte, Fachpolitischer Sprecher für Handel und Stadtentwicklung von IHK NRW, so. Er sieht auch die Landesregierung in Düsseldorf in der Pflicht: „Sonntagsöffnungen sind nach wie vor ein wichtiger Baustein für eine zukunftsfähige Stadtentwicklung. Das Land muss sich weiter für pragmatische Regelungen im Ladenöffnungsgesetz einsetzen. Die Kommunen sollten ihre lokale Wirtschaft bei der Beantragung unterstützen.“
Die detaillierten Ergebnisse der Umfrage können HIER (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 264 KB) abgerufen werden.