IHK Berlin
© Philip Arnoldt – IHK Berlin
Statement zur geplanten Ausbildungsplatzumlage
Zur geplanten Ausbildungsplatzumlage sagt Sebastian Stietzel, Präsident der IHK Berlin:
„Mit der geplanten Ausbildungsumlage versucht der Senat wieder einmal Probleme von morgen mit Instrumenten von gestern zu lösen. Berliner Unternehmen engagieren sich nach den Einschränkungen durch die Pandemie wieder verstärkt auf dem Ausbildungsmarkt. Das ist auch daran erkennbar, dass in Berlin seit diesem Jahr eine Trendumkehr stattgefunden hat: Mit Ausbildungsbeginn waren noch 5.700 Ausbildungsplätze frei für 6.000 noch suchende Jugendliche. Gleichzeitig würden über 25% der Betriebe zusätzlich ausbilden, wenn eine angemessene Ausbildungsfähigkeit gegeben wäre. Eine Lehrstellenlücke gibt es auf den Berliner Ausbildungsmarkt nicht.Mit der Umlage macht Berlin die Unternehmen zum Sündenbock, obwohl sich diese seit Jahren um eine hohe Attraktivität auf dem Ausbildungsmarkt verdient machen. Das gleiche Bemühen wünschen wir uns von der Senatsverwaltung bei der Verbesserung der Schulqualität. Berlin ist seit vielen Jahren im Bundesländervergleich Schlusslicht. Auch die jüngsten Ergebnisse der jährlichen Vergleichsarbeiten zeichnen ein erschreckendes Bild. Dieses Jahr haben mehr als 50% der Achtklässler an Sekundar- und Gemeinschaftsschulen in Lesen und Rechtschreibung die Mindeststandards nicht erreicht. Beim Zahlenverständnis verfehlten es sogar 63 Prozent.Das unbeirrte Drängen auf eine Ausbildungsumlage bringt nicht einen der jungen Menschen mehr in eine duale Ausbildung und besetzt nicht einen freien Ausbildungsplatz mehr. Auch mit Ausbildungsplatzumlage bliebe ein Drittel der gemeldeten Ausbildungsplätze weiterhin unbesetzt. Auch den 64 Prozent der Ausbildungsbetriebe die laut aktueller IHK-Umfrage angeben, keine geeigneten Bewerbungen mehr zu erhalten - jeder Dritte erhält gar keine Bewerbungen – hilft sie nicht weiter. Die Ausbildungsbetriebe sind hier Betroffene, aber die wirklich Leidtragenden sind in erster Linie die Berliner Schülerinnen und Schüler.Statt einer bürokratischen Umlage, die nichts bringt, sollte Berlin die Ausbildungsoffensive im Koalitionsvertrag zügig umsetzen. Die IHK Berlin geht hier mit gutem Beispiel voran und investiert mehr als 2,8 Mio. Euro, um Lösungen umzusetzen, die Ausbildung fördern und nicht bestrafen. Dazu zählen u.a. Azubi-Botschafter für eine bessere Berufsorientierung auf Augenhöhe und eine berlinweite Suchmaschine für Praktika. Über diese Lösungen müssen Politik und Wirtschaft in einen Dialog kommen, anstatt alte Feindbilder wiederaufleben zu lassen. Die IHK Berlin ist bereit dazu.“