IHK Berlin

Energiewendebarometer 2024: Bürokratie behindert klimaneutrale Transformation

Bürokratie und fehlende Verlässlichkeit in der Energiepolitik bremsen die klimaneutrale Transformation der Berliner Wirtschaft aus. Das geht aus dem aktuellen IHK-Energiewendebarometer hervor. In der jährlichen Erhebung werden bundesweit IHK-Mitgliedsunternehmen befragt, welche Klimaschutzmaßnahmen sie ergriffen haben oder planen, welche Hindernisse sie bei der Umsetzung sehen und welche Auswirkungen der Energiewende sie für ihr Unternehmen erwarten. Während knapp 25 Prozent der Befragten positive oder sogar sehr positive Auswirkungen erwarten, fürchten insgesamt 35 Prozent der Unternehmen negative oder sehr negative Folgen für die Wettbewerbsfähigkeit ihres Unternehmens.
Fast 70 Prozent der Unternehmen planen, setzen um oder haben bereits Maßnahmen ergriffen – das ist ein Anstieg um 11 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Dazu gehören neben Investitionen in effiziente Technik (67 Prozent), Digitalisierung von Prozessen (30 Prozent) auch die Qualifizierung von Beschäftigten (28 Prozent) oder die energetische Gebäudesanierung (23 Prozent). Ein Transformationskonzept haben fast 43 Prozent der Befragten, knapp ein Drittel der Unternehmen hat ein systematisches Klimamanagement implementiert. Die größten Hindernisse für die Transformationsbemühungen des Unternehmens sind zu viel Bürokratie (58 Prozent), fehlende Planbarkeit und Verlässlichkeit in der Energiepolitik (43 Prozent) und langsame Planungs- und Genehmigungsverfahren (42 Prozent). 
Robert Rückel, Vizepräsident der Industrie- und Handelskammer Berlin: „Die Energiewende fällt nicht vom Himmel, alle müssen dazu beitragen, wenn die ehrgeizigen Klimaziele erreicht werden sollen. Das gilt selbstverständlich auch für die Berliner Wirtschaft. Allerdings kann die Transformation nur gelingen, wenn auch die Rahmenbedingungen stimmen. Und hier zeigt unser Energiewendebarometer ein ernüchterndes Bild: Die Zahl der Unternehmen, die durch die Energiewende die Wettbewerbsfähigkeit bedroht sehen, bleibt auf hohem Niveau. Überbordende Bürokratie lähmt auch beim Klimaschutz unternehmerisches Handeln, unklare rechtliche Rahmenbedingungen und mangelnde Planbarkeit kommen als zusätzliche Bürden hinzu. Politik und Verwaltung sind also gefordert, als aktiven Beitrag für den Klimaschutz den Bürokratie-Dschungel zu lichten. Zudem muss der Senat zügig eine Lösung für das gescheiterte Sondervermögen finden und einen neuen Plan für die Finanzierung der Klimaneutralität bis 2045 aufstellen.“
Gegenläufig zu den bundesweiten Ergebnissen hat sich in Berlin die Zahl derjenigen Unternehmen, die wegen der energiepolitischen Rahmenbedingungen über Produktionseinschränkungen oder sogar die Verlagerung ins Ausland nachdenken reduziert. Planten das 2023 noch 14 Prozent der Unternehmen, sind es 2024 sieben Prozent.
In Berlin haben sich 205 Unternehmen der Branchen Industrie, Bau, Handel und Dienstleistung an der deutschlandweiten Unternehmensbefragung der DIHK beteiligt.
Ausführlichere Ergebnisse des Energiewendebarometers 2024 Berlin können hier eingesehen werden: https://www.ihk.de/berlin/politische-positionen-und-statistiken-channel/innovation/umwelt-energie-2252582