IHK Berlin
Energiewende-Barometer 2023
Die Wettbewerbsfähigkeit der Berliner Wirtschaft ist zunehmend gefährdet.
Die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen gerät zunehmend in Gefahr. Dies geht aus dem jährlichem Energiewende-Barometer der IHK-Organisation hervor. Während 2020 die positiven Effekte der Energiewende auf die Wettbewerbsfähigkeit noch leicht überwogen, stufen drei Jahre später 29 Prozent mehr Unternehmen die Auswirkungen als negativ bis sehr negativ ein. Im Vorjahr 2022 bewertete noch ein Viertel der Unternehmerschaft die Auswirkungen als positiv. 2023 sind es zehn Prozent weniger. Durch die hohen Energiepreise, ein Hauptgrund für den Verlust der Wettbewerbsfähigkeit am Standort Deutschland, sieht sich ein Großteil der Berliner Unternehmen zudem gezwungen, Investitionen in Kernprozesse sowie in Klimaschutzmaßnahmen als auch in Forschung und Innovationen zu reduzieren.
Sebastian Stietzel, Präsident der Industrie- und Handelskammer Berlin:„Klimaschutz und nachhaltiges Wirtschaften sind zwei Seiten einer Medaille. Um die Klimaziele zu erreichen, benötigt die Berliner Wirtschaft einen verlässlicheren Rahmen, der Anreize für den betrieblichen Nachhaltigkeitspfad setzt, ohne dabei ihre Wettbewerbsfähigkeit zu gefährden. Dabei geht es insbesondere darum, die erneuerbare Eigenversorgung und den Direktbezug erneuerbarer Energien zu vereinfachen und Planungs- und Genehmigungsprozesse zu beschleunigen. Parallel dazu brauchen auch die Berliner Unternehmen deutlich niedrigere Strompreise, damit sie die dringend benötigten Investitionen in den Wirtschaftsstandort leisten können. Diese Entlastung könnte über niedrigere Steuern und Umlagen zügig realisiert werden, dafür trägt der Bund die Verantwortung. Darauf sollte die Berliner Landesregierung, im Interesse des Berliner Wirtschaftsstandortes, hinwirken.“© Philip Arnoldt – IHK Berlin
Ein ebenfalls besorgniserregender Trend zeigt sich in der Verlagerung von Kapazitäten und Produktionen ins Ausland. In den letzten drei Jahren hat die Anzahl der Unternehmen, die überlegen, ihre Produktion ins Ausland zu verlagern, jedes Jahr um etwa 3 Prozent zugenommen. Im laufenden Jahr 2023 haben 14 Prozent der Unternehmen solche Pläne, während 2 Prozent bereits dabei sind und 3 Prozent den Schritt bereits unternommen haben. Im Bundesvergleich wird zudem deutlich, dass der Wirtschaftsstandort Berlin hiervon in besonderem Maße betroffen ist.
Hohe Bürokratie und fehlende Verlässlichkeit sind größte Hindernisse bei eigener Klimaschutz-Transformation
Die größte Hürde für Unternehmen bei ihren Bemühungen um mehr betrieblichen Klimaschutz bleibt nach wie vor die übermäßige Bürokratie. Zudem geben vier von zehn Unternehmen an, dass die mangelnde Informationslage, Planbarkeit und Verlässlichkeit in der Energiepolitik äußerst problematisch sind. Für 84 Prozent der Berliner Unternehmen sind verbesserte Rahmenbedingungen für die Eigenversorgung und Direktlieferverträge von entscheidender Bedeutung, um die Energiewende und den betrieblichen Klimaschutz voranzutreiben. Eine ebenfalls gewünschte wichtige politische Maßnahme ist eine weitere Senkung der Steuern und Abgaben auf den Strompreis (53 Prozent). Die derzeitigen Strom- und Gaspreisbremsen werden von lediglich 17 Prozent der Unternehmen als hilfreich empfunden.
In Berlin haben sich 119 Unternehmen der Branchen Bau, Industrie, Handel und Dienstleistungen an der deutschlandweiten Unternehmensbefragung des DIHK beteiligt. Besonders hervorzuheben ist, dass 65 Prozent der Rückmeldungen aus dem Dienstleistungssektor stammen.
Ausführlichere Ergebnisse des Energiewendebarometers 2023 Berlin können hier eingesehen werden.