IHK Berlin

IHK-Digitalisierungsumfrage

Laut aktueller IHK-Digitalisierungsumfrage schätzen die meisten Berliner Unternehmen wie im Vorjahr ihren Digitalisierungsstand im Betrieb als gut bis befriedigend ein. Mit der Durchschnittsnote von 2,7 liegen Berliner Unternehmen damit auch 2022 wieder leicht über dem Bundesschnitt von 2,9. Die Berliner Verwaltung hingegen erhält von den Unternehmen bei der digitalen Verfügbarkeit von Verwaltungsdienstleistungen lediglich die mangelhafte Note 4,6. Für die Mehrheit der Unternehmen ist die Flexibilisierung von Arbeitsmodellen und Prozessen Hauptgrund für Digitalisierung, die Abhängigkeit von einzelnen externen Anbietern und fehlende zeitliche Ressourcen werden als größte Herausforderungen genannt.

Sebastian Stietzel, Präsident der IHK Berlin
„Digitalisierung als Motor für Innovationen, Flexibilität und Effizienz ist Wettbewerbsvorteil und Standortfaktor zugleich – für Wirtschaft und Politik gleichermaßen. Die Berliner Unternehmen schätzen dabei ihren Digitalisierungsgrad als besser ein als der Bundesdurchschnitt. Bei der Verwaltung sehen sie allerdings dringenderen Handlungsbedarf. Die neue Digitalisierungsstrategie „Gemeinsam Digital: Berlin“ muss hier schnellstmöglich einen Quantensprung herbeiführen. Abseits der Großbaustelle Verwaltung gewinnen für Unternehmen die Digitale Souveränität, Datennutzung, Open Source und Open Data weiter an Bedeutung. Die Politik sollte daher bei den Strategien zu Open Source und Open Data die Wirtschaft mit ins Boot holen und die digitale Vorreiterrolle Berlins ausbauen. Damit wir auf diesem Weg alle mitnehmen, müssen Politik, Wirtschaft und Digitalagentur dafür sorgen, dass Informationen und Unterstützungsangebote verbreitet und passgenau auf die Bedarfe der Unternehmen zugeschnitten werden.“
Für mittlerweile 74 Prozent (+16 Prozent) der Berliner Unternehmen ist die Flexibilisierung von Arbeitsmodellen und Unternehmensprozessen ein Hauptgrund für die Digitalisierung. Während die Neuentwicklung von Produkten im Vergleich zum letzten Jahr deutlich an Bedeutung einbüßt und den zweiten Platz abgibt (31 Prozent; -14 Prozent), werden die Realisierung von Kostensenkungspotenzialen (42 Prozent; +9 Prozent) sowie die Kundenbindung (41 Prozent; +7 Prozent) als weitere Hauptmotive für die Digitalisierung genannt.
Die Abhängigkeit von einzelnen externen Lösungen und Anbietern sowie fehlende zeitliche Ressourcen (je 35 Prozent) werden von den Unternehmen in diesem Jahr als die größten Herausforderungen bei der Digitalisierung gesehen, noch vor dem Kosten- und Investitionsaufwand (34 Prozent). Gut ein Fünftel der Unternehmen sieht zudem den Mangel an IT-Fachkräften als große Herausforderung. Fehlende Fachkräfte werden darüber hinaus auch als eines der großen Hemmnisse für die Stärkung der Cybersicherheit in Unternehmen gesehen (39 Prozent).
Ausbaubedarf bei den digitalen Kompetenzen von Führungskräften und Mitarbeitenden sehen die Berliner Unternehmen insbesondere bei dem Verständnis digitaler Prozesse und Denkweisen (56 Prozent), dem Umgang mit Technologien (47 Prozent) sowie Datenschutz und IT-Sicherheit (44 Prozent). Rechtliche Unsicherheiten und der Datenschutz werden zudem als die mit Abstand größten Herausforderungen (55 Prozent) bei der Datennutzung bei Unternehmen gesehen.
Trotz erkennbarer Fortschritte bei der Umsetzung der Gigabitstrategie bleibt die Bereitstellung leistungsfähiger Breitbandinfrastruktur die Kernforderung der Unternehmen an die Berliner Politik (53 Prozent; -9 Prozent) gefolgt von dem dringlichen Wunsch, unternehmensbezogene Verfahren der Verwaltung zu digitalisieren und in einem Portal zusammenzufassen (42 Prozent; +3 Prozent). Dieser Wunsch ist bei den Berliner Unternehmen noch einmal deutlich ausgeprägter als bei den Bundesergebnissen (30 Prozent).
Die Digitalagentur Berlin ist auch im zweiten Jahr nach ihrer Gründung weiterhin nur wenigen Berliner Unternehmen bekannt (19 Prozent). Grundsätzlich hätten jedoch 56 Prozent der Unternehmen Interesse daran, in Zukunft die Services und Angebote der Digitalagentur in Anspruch zu nehmen.
Zur Umfrage:
Die Digitalisierungsumfrage wurde im November und Dezember 2022 bundesweit unter Beteiligung von 4.073 Unternehmen (Berlin: 287 Unternehmen) durchgeführt. Die Berliner Umfrageergebnisse repräsentieren vor allem die Einschätzungen kleiner und mittlerer Unternehmen. Die Auswertung der bundesweiten Ergebnisse erfolgt durch die DIHK und wird für Mitte Februar erwartet.
Die Detailauswertung finden Sie unter: www.ihk-berlin.de/digiumfrage