20. Oktober 2016
Berliner Konjunktur weiterhin mit viel Schwung
Die hauptstädtische Konjunktur zeigt sich im Spätsommer/Herbst 2016 sehr robust. Das ergab die gemeinsame Konjunkturumfrage von Handwerkskammer Berlin und IHK Berlin. Der Geschäftsklimaindex, der Lage- und Erwartungseinschätzungen der befragten Unternehmen widerspiegelt, bleibt stabil auf dem Frühjahrswert von 142 Punkten. 93 Prozent der Betriebe sind mit ihrer aktuellen Geschäftslage zumindest zufrieden. Bei den Erwartungen an das kommende Halbjahr verharrt der Saldo auf dem Wert vom Frühjahr 2016.
Etlichen Betrieben bereitet der Mangel an Fachkräften Sorgen. Für rund zwei Drittel der Unternehmen gefährdet dieser Mangel inzwischen den Unternehmenserfolg. Noch nie zuvor wurde im Rahmen der Umfrage ein solch hoher Wert ermittelt. Die Unternehmen befürchten, dass sie bei wachsender Nachfrage nicht die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finden, um diese Nachfrage auch bedienen zu können.
Der zunehmende Mangel an Fachkräften ist neben saisonalen Effekten einer der Gründe für eine leichte Eintrübung der Beschäftigungspläne. Der Saldo aus expansiv und rückgängig geplanter Beschäftigungsentwicklung sinkt auf 16 Punkte.
Da die Betriebe vorerst nicht mit einer schwungvolleren Konjunktur rechnen, sinken auch die Investitionspläne der Unternehmen. Dennoch beabsichtigen zwei Drittel der Befragten, in den kommenden Monaten zu investieren. Mit Ausnahme des Baugewerbes verringert sich der Anteil der Investitionen planenden Betriebe in allen Wirtschaftsbranchen.
Die Geschäfte der Berliner Industrie haben einen leichten Gegenwind erfahren. Der Saldo aus guten und schlechten Einschätzungen liegt jetzt bei 30 Punkten, das sind sechs Punkte weniger als im Frühjahr. Auch die Werte bei Auftragsentwicklung und Kapazitätsauslastung sind nicht mehr ganz so hoch wie noch im Frühjahr. Davon besonders stark betroffen ist der exportorientierte Sektor. Dennoch erwarten die Industrie-Unternehmen für die kommenden Monate etwas Rückenwind: Die Mehrheit der Befragten geht von gleichbleibenden oder steigenden Geschäften aus.
Im Handel sank der Saldo der Geschäftslage ebenfalls um sechs auf nunmehr 45 Punkte. Auch Umsatz- und Gewinnindikatoren deuten auf eine leicht gebremste Fahrt hin. Dennoch erwarten 90 Prozent der Handelsunternehmen für die kommenden Monate gute oder bessere Geschäfte.
Die große Mehrheit der Bauindustrie-Unternehmen bezeichnet ihre aktuelle Geschäftslage als gut oder zufriedenstellend. Vor allem die Auftragseingänge im Wohnungsbau führen zu einer im Vergleich zum Vorjahr verbesserten Gewinnlage. Nahezu alle Unternehmen aus dieser Branche rechnen mit einer steigenden oder zumindest gleich bleibenden Konjunktur.
Der Geschäftslagen-Indikator im Dienstleistungsgewerbe bleibt gleich, nachdem er in der Frühjahrs-Umfrage nur wenig an Höhe dazu gewinnen konnte. Der Erwartungssaldo liegt bei 41 Punkten und hat sich damit im Vergleich zum Frühjahr nicht verändert.
Fast 60 Prozent der befragten Unternehmen aus dem Gastgewerbe berichten aktuell von einer guten Geschäftslage, lediglich drei Prozent meldeten schlechte Ergebnisse. Der Indikator für die erwartete Geschäftslage verringert sich im Vergleich zur Frühjahrsumfrage von 45 auf 24 Punkte. Dennoch sind die Unternehmen keineswegs pessimistischer gestimmt als im Frühjahr, allerdings sank die Zahl der Optimisten. Die Branche rechnet damit, dass sich die aktuelle konjunkturelle Gangart in den kommenden Monaten fortsetzen wird.
Im Berliner Handwerk hält der konjunkturelle Höhenflug an. Mit 123 Punkten hat der Geschäftsklimaindex gegenüber dem Frühjahr 2016 um fünf Punkte zugelegt und verpasste das Allzeithoch aus dem Herbst 1991 nur um einen Punkt. Noch nie zuvor liefen die Geschäfte für das Berliner Handwerk so glänzend: Fast die Hälfte der Betriebe berichten von einer guten Geschäftslage, der Positivsaldo von 38 Punkten stellt einen absoluten Rekordwert dar. Auch die Geschäftserwartungen im Handwerk sind für eine Herbstumfrage die optimistischsten seit 25 Jahren. Insbesondere im Bauhauptgewerbe laufen die Geschäfte bestens, die Baukapazitäten sind zu mehr als 90 Prozent ausgelastet. Im Ausbaugewerbe sieht es sogar noch besser aus: Hier berichten 96 Prozent der Unternehmen von guten oder zufriedenstellenden Geschäftsergebnissen. Die Prognosen der Berliner Handwerksbetriebe lassen keine Zweifel daran, dass das konjunkturelle Hoch anhalten wird.
„Wir können mit den Ergebnissen der Konjunkturumfrage sehr zufrieden sein“, sagte der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Berlin, Jürgen Wittke, der gemeinsam mit dem Stellvertretenden Hauptgeschäftsführer der IHK Berlin, Christian Wiesenhütter, den Konjunkturbericht vorstellte. „Die allermeisten Unternehmen sind mit ihrer aktuellen Lage zumindest zufrieden und die Prognosen der Betriebe machen Hoffnung, dass sich das Konjunkturhoch fortsetzt. Wir müssen allerdings dafür sorgen, dass die Betriebe auf mehr Fachkräfte zurückgreifen können. Das wird nur mit einer gemeinsamen Anstrengung von Wirtschaft und Politik zu bewerkstelligen sein“, so Wittke.
Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der IHK Berlin, Christian Wiesenhütter betont, dass die Konjunktur in der Hauptstadt immer noch flotter läuft als bundesweit: „Wir haben zwar im Moment eine konjunkturelle Seitwärtsbewegung, aber diese vollzieht sich in Berlin auf einem deutlich höheren Niveau als es bundesweit der Fall ist. Und die Erwartungen unserer Unternehmen sind sogar deutlich optimistischer. Hier zeigt sich, dass es in Berlin strukturelle Wachstumsimpulse gibt, die andernorts fehlen. Davon profitieren vor allem die Dienstleistungsbereiche, die dank wachsender Bevölkerung, weiterhin steigender Besucherzahlen und guter Arbeitsmarktentwicklung eine steigende Nachfrage bedienen können.“
Den ausführlichen Konjunkturbericht sowie allgemeine Informationen zur Konjunkturberichterstattung von IHK Berlin und Handwerkskammer finden Sie im Internet unter www.hwk-berlin.de und unter www.ihk-berlin.de/konjunktur.
Eine Pressemitteilung der IHK Berlin und Handwerkskammer Berlin vom 20. Oktober 2016