9. Februar 2015

Aussicht auf Rückenwind

Das konjunkturelle Klima in der Berlin-Brandenburger Wirtschaft hellt sich zum Jahresbeginn wieder auf. Die Unternehmen erwarten in den kommenden Monaten zunehmenden Rückenwind. Dann dürften die aktuell etwas langsamer laufenden Geschäfte wieder an Tempo zulegen. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammern in Berlin, Potsdam, Cottbus und Ostbrandenburg.
Im Vergleich zum Herbst des Vorjahres hat sich die Stimmung in der Berlin-Brandenburger Wirtschaft zum Jahresbeginn 2015 deutlich entspannt. Der Konjunkturklimaindex für die Region beträgt 128 Punkte, fünf Zähler mehr als vor vier Monaten. Der Klimaindex gibt Auskunft über die aktuelle Geschäftslage und die Erwartungen der Unternehmen. Das wieder höhere Niveau des Index ist den zuversichtlicheren Erwartungen der Unternehmen zu verdanken. Die nächsten Monate dürften also eine wieder flottere Konjunktur mit sich bringen. Die Einschätzungen der aktuellen Geschäftslage sind überwiegend gut oder zufriedenstellend, erreichen aber noch nicht Rekordhöhen wie im vergangenen Frühsommer.
Jan Eder, Hauptgeschäftsführer der IHK Berlin: „Wir haben die leichte konjunkturelle Delle, die es im vergangenen Herbst gab, fast überwunden. Die Geschäfte laufen in Berlin und Brandenburg gut. Das Bild ist allerdings vielschichtig. So hat die Geschäftsdynamik in einigen Branchen wieder an Schwung hinzugewonnen, während sie in anderen abgenommen hat. Diese heterogene Entwicklung ist nicht überraschend. Der niedrige Eurowechselkurs und der günstige Ölpreis stimulieren die Wirtschaft wie ein Energydrink. Auf der anderen Seite bremsen die außen- und europapolitische Entwicklung die Konjunktur. Für das weitere Wachstum Berlins bin ich aber zuversichtlich: So wird der schwache Euro die für unsere Hoteliers, Gastronomen und Händler wichtige Kaufkraft bei Gästen von außerhalb der Eurozone weiter erhöhen. Und auch unsere exportierenden Unternehmen profitieren von der Wechselkursentwicklung. Zu solchen konjunkturellen Impulsen kommt Berlins strukturelles Wachstum. Dank Zuwanderung und Investitionszuflüssen wird unsere Stadt daher auch in diesem Jahr ihr Profil als Wirtschaftsmetropole schärfen.“
Dr. Wolfgang Krüger, Hauptgeschäftsführer der IHK Cottbus: „Die Wirtschaft in Berlin-Brandenburg blickt optimistisch in die Zukunft. 31 Prozent der Unternehmen in der Gesamtregion Berlin-Brandenburg rechnen mit einem günstigeren, 56 Prozent mit einem gleichbleibenden Geschäftsverlauf. Damit kann 2015 sowohl in Berlin als auch in Brandenburg mit einem soliden Wirtschaftswachstum gerechnet werden. Wobei die Daten belegen, dass in der Wirtschaftspolitik beider Länder die Exportförderung zwingend einen hohen Stellenwert einnehmen muss. In der Umfrage unterstreichen zudem 74 Prozent der befragten Südbrandenburger Unternehmen, dass die Braunkohle branchenübergreifende Bedeutung für die Wirtschaftskraft der Region besitzt. Daher muss die Energiewende mit und nicht gegen die Braunkohlebranche erfolgen."
Gundolf Schülke, Hauptgeschäftsführer der IHK Ostbrandenburg: „Nach einem Jahr, das durch sinkende Arbeitslosenzahlen und steigende Beschäftigung geprägt war, sehen die Unternehmen auch für das Jahr 2015 eine positive Entwicklung. So plant – trotz Verunsicherung durch den Mindestlohn – fast jedes vierte Unternehmen in diesem Jahr seine Belegschaft zu erweitern. 17 Prozent rechnen mit Stellenstreichungen.
In den nächsten Monaten beabsichtigen die Unternehmen in Berlin und Brandenburg ebenfalls mehr Investitionen zu tätigen. Die Investitionspläne haben sich im Vergleich zum Vorjahr spürbar verbessert. In diesem Jahr planen 42 Prozent der investierenden Unternehmen die Ausgaben zu erhöhen. Lediglich jeder zehnte Betrieb erwartet rückläufige Investitionen.“
Dr. Dr. Mario Tobias, Hauptgeschäftsführer der IHK Potsdam: „Die Bedenken zur Länderfusion Berlin-Brandenburg überwiegen aus der Sicht der Wirtschaft. Die Skeptiker, eher aus dem Berlin-fernen Raum, führen vor allem drohenden Identitätsverlust sowie zu befürchtende höhere finanziellen Belastungen an. Sowohl in Berlin als auch in Brandenburg gibt es 48 Prozent Befürworter. Diese erwarten vor allem einen kosten- und zeitsparenden Bürokratieabbau, verbesserte Standortbedingungen mit vereinheitlichter Förderpolitik sowie die Verbesserung gemeinsamer Infrastrukturen. Dazu zählt auch die flächendeckende Breitbandversorgung: Insgesamt 60 Prozent der Unternehmen in der Hauptstadtregion vertreiben ihre Produkte auf konventionellem Weg. Immerhin 36 Prozent arbeiten zusätzlich mit Online-Kanälen. Knapp vier Prozent sind nur digital unterwegs. 55 Prozent der Berliner Unternehmen nutzen das Netz vertrieblich - in Brandenburg bislang nur 29 Prozent. Als Haupthindernisse werden vor allem die mangelnde Produkteignung, rechtliche Risiken sowie mangelnde Zeit und Know-how sowie Unrentabilität angeführt.“

Presssemitteilung der IHK Berlin vom 9. Februar 2015.