IHK Berlin
IHK-Analyse: Verwaltung nicht ausreichend auf ausländische Gründer eingestellt
Sobald internationale Gründer in Berlin im Gründungsprozess auf öffentliche Behörden angewiesen sind, ergeben sich schwer überwindbare sprachliche Hürden. Eine aktuelle Analyse der IHK Berlin zeigt: Viele der notwendigen Informationen, um eine Gründung durchzuführen, sind in der Verwaltung ausschließlich auf Deutsch verfügbar. Die Fremdsprachenkenntnisse der Verwaltungsmitarbeiter sind zudem in vielen Fällen nicht ausreichend für eine zielführende Beratung ausländischer Gründer.
Demnach gibt es zwar eine ganze Reihe von Erstinformationen in englischer Sprache, das gilt auch für Angebote privater Anbieter wie z. B. Banken, Berater oder Krankenversicherungen. Sobald jedoch behördliche Genehmigungsprozesse anstehen, haben es internationale Gründer ohne Deutschkenntnisse schwer.
„Berlin ist Deutschlands Gründungshauptstadt Nummer 1. Mit 43 Prozent hat Berlin den zweithöchsten Anteil an ausländischen Gründern weltweit nach dem Silicon Valley.“, so Henrik Vagt, Geschäftsführer Wirtschaft & Politik der IHK Berlin. „Dem sollte auch die Berliner Verwaltung Rechnung tragen, indem das Angebot für internationale Gründer ausgebaut wird. Die Übersetzung der Webseiten wäre ein Quick-Win. Bislang gibt es nicht einmal englische Ausfüllhilfen für so wichtige Formulare wie den Fragebogen zur steuerlichen Erfassung.“
Viele internationale Gründer wissen zudem nicht, dass es in der Berliner Verwaltung das Modell des Einheitlichen Ansprechpartners gibt. Dieses Modell sollte bekannter gemacht, die Webseite für internationale Interessenten angepasst, der persönliche Service ausgebaut sowie die Zusammenarbeit mit den Gewerbeämtern und anderen Behörden optimiert werden. „Wir halten diese Maßnahmen für zwingend notwendig, denn internationalen Gründern wäre damit sehr geholfen und der Einheitliche Ansprechpartner würde seiner Rolle als „single point of contact“ noch besser gerecht“, so Henrik Vagt.
Für die Auswertung der IHK „Gründen in Berlin – eine Analyse des englischsprachigen Angebots“ hat die IHK Berlin die Beratungsangebote und Internetseiten öffentlicher und privater Institutionen untersucht sowie Beratungsgespräche im IHK-Starter-Center und qualitative Interviews mit ausländischen Gründern geführt.
Rund 20 Prozent der Beratungsgespräche der IHK finden mittlerweile in englischer Sprache statt, für ausländische Gründer gibt es spezielle „Start-Up-Classes“.
„Wenn es gelingt, dass englischsprachige Gründer am Wirtschaftsstandort Berlin problemlos durch alle Gründungsschritte manövrieren, profitiert die ganze Stadt. Politik und Verwaltung sollten das als große Chance begreifen. Für das Wirtschaftswachstum in Berlin ist es immens wichtig, dass alle nötigen Informationen auch in englischer Sprache zur Verfügung stehen“, so Henrik Vagt.