Jahresbericht 2023
Innovation als treibende Kraft für Berlin
Die Berliner Wirtschaft ist ein wichtiger Umsetzungspartner im Hinblick auf die Anforderungen einer modernen, lebenswerten und resilienten Metropole – auch unter Berücksichtigung der geopolitischen Einflüsse. Die innovationspolitischen Rahmenbedingungen müssen auf ein funktionierendes Ökosystem ausgerichtet sein, das die besten Voraussetzungen für die Etablierung von Schlüsseltechnologien in Forschung, Entwicklung und Anwendung bietet. Der Blick in andere Wirtschaftskulturen bietet dafür wichtige Impulse. Nur so kann Berlin eine breite Wertschöpfung und steigende regionale Unabhängigkeit sicherstellen.
- Starke Zeichen für Hochschul-Transfer setzen
- Regionale Kooperationen mit Hochschulen stärken
- In Reallaboren Innovationen zielgerichtet auf den Weg bringen
- Digitalpolitische Handlungsempfehlungen an den Senat adressiert
- Transformation der Weltwirtschaft im Gange, Berliner Außenwirtschaft weitestgehend robust
- Business Lunch Indien
- Außenwirtschaftskonferenz Berlin-Brandenburg
- Wirtschaftsdelegationsreise nach Indonesien
- China Day in der IHK Berlin
- IHK-Positionierung Nachhaltigkeit in der Außenwirtschaft
- Veranstaltung zum Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz über die
- Zoll-Workshops
- Digitale AHK-Ländersprechtage
- Außenwirtschaftsdokumente
Starke Zeichen für Hochschul-Transfer setzen
Im Rahmen der Neuverhandlung der Berliner Hochschulverträge ab 2024 hat sich die IHK zum Thema Hochschul-Transfer neu positioniert. In zwei Anhörungen des Ausschusses „Wissenschaft und Forschung“ konnte sich die IHK intensiv dafür einsetzen, dass Transfer mit Strategie und Grundfinanzierung effektiv als verbindliche Querschnittsaufgabe der Hochschulen bzw. dritte Aufgabensäule neben Forschung und Lehre abgebildet und gefördert wird. Die im Herbst abgeschlossene Kooperationsvereinbarung von IHK und FU Berlin ist ein zusätzliches starkes Zeichen für den wichtigen Schulterschluss wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Akteure.
Regionale Kooperationen mit Hochschulen stärken
Das berlinweit erste KMU-Büro an der HTW Berlin hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Eintrittshürden für kleine und mittlere Unternehmen in die Welt der Hochschulen zu senken und Kooperationen zwischen den Innovationspartnern hier am Standort zu fördern. Die Initiative basiert auf dem Engagement der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe, der IHK Berlin und der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin. Im Unterschied zu bereits bestehenden Transferstrukturen entwickelt das KMU-Büro aufsuchende Formate, die kooperationsinteressierte Unternehmen vor Ort in ihrem Umfeld abholen. Die engere Vernetzung der innovativen Wirtschaft mit den Hochschulen beschleunigt die Umsetzung von Forschungswissen in marktfähige Anwendungen und unterstützt bei der Lösung unternehmerischer Herausforderungen wie wissenschaftlicher Weiterbildung und der Sicherung des Nachwuchses an Fachkräften. Nach erfolgreicher Pilotierung sollen weitere KMU-Büros an Berliner Hochschulen folgen.
In Reallaboren Innovationen zielgerichtet auf den Weg bringen
Im Oktober 2023 ist das erste „Programm zur Förderung wirtschaftsorientierter Reallabore” unter Verantwortung der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe an den Start gegangen. Die IHK Berlin hat die Konzeptionsphase aktiv mit dem Ziel begleitet, einen unbürokratischen, niedrigschwelligen Zugang für die Innovationspartner aus Wirtschaft und Wissenschaft zu gewährleisten. Die Pilotförderung ist auf den Themenbereich „Wertschöpfung durch Innovation im Quartier“ ausgerichtet.
Digitalpolitische Handlungsempfehlungen an den Senat adressiert
Unter Federführung des Ausschusses Innovative und wissensgetriebene Stadt hat die IHK digitalpolitische Bedarfe und Anregungen aus Sicht der Berliner Wirtschaft erarbeitet und in 35 konkreten Handlungsempfehlungen an den Senat gebündelt. Die Vorschläge erstrecken sich über sieben einschlägige Handlungsfelder mit dichten digitalpolitischen Schnittmengen – von der Verwaltung über Infrastruktur bis hin zu Bildung, Fachkräften und Sicherheit sowie Daten und Schlüsseltechnologien. Damit haben wir den Anstoß für einen konstruktiven Dialog über die Berliner Digitalpolitik gegeben, die das Innovationspotenzial und die digitalen Talente in der Stadt nutzt.
Transformation der Weltwirtschaft im Gange, Berliner Außenwirtschaft weitestgehend robust
Die vergangenen Jahre haben Spuren hinterlassen in der Weltwirtschaft. Nach der langen Epoche einer nahezu reibungslosen und hochtourigen Globalisierung gab es schon in den vergangenen Jahren – und noch massiv verstärkt durch die Pandemie – Einschränkungen im internationalen Handel. Spätestens seit dem Ukraine-Krieg wissen wir: Vor unseren Augen entstehen neue geopolitische Realitäten und in deren Gefolge entsteht auch eine neue Weltwirtschaft. Die IHK Berlin hat die Berliner Unternehmen angesichts dieser umfassenden Umbrüche mit ihrer außenwirtschaftlichen Expertise eng begleitet. Denn trotz ihrer internationalen Erfolge ist unsere mittelständisch geprägte Wirtschaft gezwungen, sich den neuen Realitäten anzupassen. Langjährig stabile Geschäftsbeziehungen zu den wichtigsten Partnerländern werden kritisch geprüft, Risiken abgewogen, Abhängigkeiten reduziert.
Business Lunch Indien
Im Mai fand beim Lunch ein Indien-Austausch von 14 Berliner Unternehmerinnen und Unternehmern mit Ralph Brinkhaus (MdB, CDU/CSU-Fraktion, Vorsitzender der Deutsch-Indischen Parlamentariergruppe) und den Wirtschaftsexperten Bernhard Steinrücke (langjähriger AHK-Geschäftsführer in Indien) und Dr. Martin Lindner (ehemaliger FDP-Politiker, heute Indien-engagierter Unternehmer) statt. Moderiert von IHK-Hauptgeschäftsführer Jan Eder warf die Runde zum einen ein Schlaglicht auf die Potenziale und Herausforderungen des aktuell vielseits gepriesenen indischen Marktes, insbesondere im Hinblick auf Diversifizierung und als Alternative zu China. Zum anderen konnten die Teilnehmenden ihre Fragen und Anliegen bezüglich des Handels mit Indien, wie Handelserleichterungen/Freihandelsabkommen, Lieferkettensorgfaltspflichten, Fachkräfte aus Indien, direkt an die (Bundes-)Politik richten. Mit dem Business Lunch nahm das langjährige „Berlin Business meets Diplomacy“-Lunchformat, das üblicherweise mit ausländischen Botschafterinnen und Botschaftern stattfindet, nach der Coronazeit einen erfolgreichen Neustart und wird künftig mit weiteren wichtigen Partnerländern fortgesetzt.
Außenwirtschaftskonferenz Berlin-Brandenburg
Auch wenn sich der Außenhandel der Hauptstadtregion derzeit robust zeigt, steigt für viele Unternehmen bei ihrem internationalen Engagement das Risiko. Für die Politik in EU, Bund und Land bleibt viel zu tun, um die Unternehmen auf dem Weg zur Diversifizierung ihres Auslandsgeschäftes effektiv zu unterstützen. Dies umfasst insbesondere Maßnahmen zur Risikominderung und zur Steigerung der Resilienz. Vor diesem Hintergrund haben wir im Rahmen der diesjährigen Außenwirtschaftskonferenz angesichts neuer geopolitischer Rahmenbedingungen mit ausgewiesenen Außenwirtschaftsexperten/-innen und etwa 200 Teilnehmern/-innen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft die Globalisierung neu gedacht und den international tätigen Unternehmen der Hauptstadtregion einen „Werkzeugkasten“ für ihr Engagement in der sich aktuell neu formierenden Weltwirtschaft an die Hand gegeben. An der einführenden Keynote „Neue Geopolitik und die Weltwirtschaft” und der anschließenden Podiumsdiskussion „Wanted: Neue Geschäftsmodelle für die Außenwirtschaft der Hauptstadtregion” waren neben profilierten Außenwirtschaftsexperten auch hochrangige Vertreter der EU, des BMWK und der Wirtschaftsverwaltungen Berlin und Brandenburg beteiligt.
Wirtschaftsdelegationsreise nach Indonesien
Im September organisierte die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe unter Beteiligung von Senatorin Franziska Giffey gemeinsam mit Berlin Partner für Wirtschaft und Technologie und der IHK Berlin eine Markterkundungsreise nach Indonesien. Die Delegationsreise von Berliner Wirtschaftsvertreterinnen und -vertretern nach Jakarta schlug Brücken zwischen den beiden Partnermetropolen und sondierte Möglichkeiten einer intensiveren Zusammenarbeit Berlins mit der Zukunftsregion Südostasien/ASEAN. Neben der feierlichen Eröffnung des Future City Hub in Jakarta standen vor allem die Förderung von Wirtschafts- und Unternehmenskooperationen, die Entwicklungszusammenarbeit sowie die Vertiefung der Städtepartnerschaft auf der Agenda. Darüber hinaus gab die innovative Smart City Jakarta den Vertretern aus Wirtschaft und Politik zahlreiche Impulse. Im Rahmen eines Innovationsscoutings der IHK Berlin wurde nach dem offiziellen Teil der Reise die smarte BSD-City im Großraum Jakarta besucht und Kontakte zu den Verantwortlichen und dem Startup-Ökosystem vor Ort geknüpft.
China Day in der IHK Berlin
Mitte Oktober fand im Ludwig Erhard Haus erstmals der China Day statt. Der China Day ist einer der Top-Events der deutsch-chinesischen Wirtschaft. Die Veranstaltung wurde – mittlerweile zum achten Mal – federführend von der Chinesischen Handelskammer in Deutschland (CHKD) in Kooperation mit der DIHK und dem BDI organisiert. IHK-Präsident Sebastian Stietzel begrüßte die rund 180 Teilnehmenden, was Gelegenheit bot, das Standing der IHK Berlin und ihrer Mitgliedsunternehmen in den chinesisch-deutschen Netzwerken zu stärken und ein Signal an die chinesischen Teilnehmenden zu senden, Berlin als Wirtschafts- und Investitionsstandort noch mehr in den Blick zu nehmen.
IHK-Positionierung Nachhaltigkeit in der Außenwirtschaft
Die Berliner Unternehmen müssen sich besonders auf internationaler Ebene einem umfassenden Wandel stellen. Ziel des im Dezember von der IHK-Vollversammlung beschlossenen Positionspapiers ist es, aus den globalen Herausforderungen und neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen für internationale Lieferketten Chancen für die Berliner Außenwirtschaft abzuleiten sowie internationale Impulse und Ressourcen für eine nachhaltige Wirtschaftsmetropole Berlin zu schöpfen. Mit konkreten Handlungsempfehlungen, wie einer konsequenten Ausrichtung von Berlins Internationalisierungsstrategie auf Nachhaltigkeit, schafft das Papier eine Grundlage für die außenwirtschaftliche IHK-Politikarbeit, um im Jahr 2024 aus der Wirtschaft heraus und im Dialog mit dem Senat dafür zu sorgen, dass Berlins internationale Wirtschaft nachhaltig(er) und die Nachhaltigkeitsmetropole Berlin international(er) wird.
Veranstaltung zum Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz
Unsere Berliner Unternehmen wurden auch im Jahr 2023 in der
Veranstaltung zum Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz
Unsere Berliner Unternehmen wurden auch im Jahr 2023 in der
Veranstaltung zum Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz über die
Themen Lieferketten, Nachhaltigkeit und Dekarbonisierung informiert. Dabei erhielten die Unternehmen einen fundierten und umfassenden Überblick über die rechtlichen Vorgaben aus dem neuen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG). Außerdem wurde praxisnah aufgezeigt, wie Lieferketten in diesem Kontext nachhaltig und emissionsarm gestaltet werden können.
Zoll-Workshops
Die im Außenhandel aktiven Berliner Unternehmen haben 2023 zahlreich an den digital durchgeführten IHK-Zollworkshops teilgenommen und sich zu den Themen Export, Import, internationales Vertragsrecht, Incoterms 2020, Exportkontrollrecht und Ursprungsrecht informiert. Themen, denen sie sich immer wieder im Geschäftsalltag stellen müssen, wie das EU-Exportkontrollrecht, die Verlängerung der Russlandsanktionen sowie die weltweite Anwendung des US-Exportkontrollrechts, standen weiterhin auf der Agenda der IHK-Zollworkshops.
Digitale AHK-Ländersprechtage
Im Jahr 2023 wurden für die Länder Frankreich, Großbritannien, China, VAE, Polen, Italien, Ägypten, Türkei, Vietnam, Kroatien, Israel, Kanada und die Schweiz mit zahlreichen Unternehmensvertretern die AHK-Ländersprechtage durchgeführt. Für 2024 sind weitere virtuelle Ländersprechtage mit 14 AHKs geplant. IHK-Mitgliedsunternehmen können sich in 45-minütigen Slots über die Möglichkeiten und Voraussetzungen des Markteintritts in den jeweiligen Ländern kostenlos beraten lassen.
Außenwirtschaftsdokumente
Die Ausstellung von Außenwirtschaftsdokumenten wurde im Jahr 2023 von den exportierenden Unternehmen rege in Anspruch genommen. Viele Firmen sind 2023 auf die elektronische Antragstellung umgestiegen, wenn sie Ursprungszeugnisse und andere Dokumente benötigen. Bislang nutzen über 480 Berliner Unternehmen diesen Service, ein erneut enormer Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Seit Juni 2023 kann von den Unternehmen das e-Carnet genutzt werden. Die Antragstellung erfolgt online und die e-Carnets werden in der IHK ausgedruckt und ausgefertigt. Die Kunden können entscheiden, ob sie das e-Carnet abholen oder postalisch erhalten möchten. Seither wird fast ausschließlich das e-Carnet beantragt. Beratungen zur Ausstellung von Außenwirtschaftsdokumenten werden ebenfalls online vereinbart und auf Wunsch online oder in Präsenz durchgeführt.