IHK Berlin

Zukunftsfähiges Unternehmertum

Im Zuge des Fachkräftemangels steigt der Druck für Unternehmen. Ohne eine ausreichende Zahl an Talenten ist ein zukunftsfähiges Unternehmertum am Standort in Gefahr. Um dieses Problem zu lösen, müssen vorhandene Potenziale besser genutzt und darüber hinaus neue Potenziale erschlossen werden. Die IHK hat in diesem Sinne politische Positionen entwickelt, die Interessen ihrer Mitgliedsunternehmen vertreten, neue Serviceangebote etabliert und erfolgreich Großveranstaltungen durchgeführt.

Steigender Mangel an Fachkräften an die Politik adressiert

Die IHK hat 2022 kontinuierlich die Arbeitsmarktlage verfolgt sowie öffentlichkeitswirksame Statements und Botschaften zu der aktuellen Arbeitsmarktentwicklung an Politik und Verwaltung adressiert. Politik und Mitgliedsunternehmen wurden darüber hinaus monatlich mit dem Newsletter „Arbeitsmarkt aktuell“ informiert. Um eigene Daten zur Entwicklung der Fachkräftesituation in Berlin vorweisen zu können, hat die IHK den IHK-Fachkräftemonitor für Berlin aktualisiert. Durch ihre Mitarbeit in allen zwölf Beiräten der Berliner Jobcenter konnte die IHK die Geschäftsführungen zum Einsatz des Eingliederungsbudgets beraten und sie hat dort Forderungen zur Integration von Arbeitssuchenden in den ersten Arbeitsmarkt vertreten. Nach der Begleitung und Bewertung des neuen Koalitionsvertrages hat die IHK der Senatsverwaltung Vorschläge zur Durchführung einer Fachkräftestudie Berlin-Brandenburg unterbreitet. Die Vergabe ist für das Jahr 2023 geplant. Außerdem konnte die IHK an der OECD-Studie „Future-proofing Adult Learning in Berlin" mitarbeiten und dort ihre Expertise einbringen. Zu wichtigen bundespolitischen Gesetzesvorhaben hat die IHK in Abstimmung mit der DIHK ihre Stellungnahmen eingereicht, so unter anderem zur Fachkräftestrategie der Bundesregierung, dem Eckpunktepapier zur Fachkräfteeinwanderung, dem Chancenaufenthaltsrecht und dem Gesetz zu Änderungen im Bereich der geringfügigen Beschäftigung. Im Rahmen des Hausziels der IHK wurden mehrere nachhaltige Positionen neu erarbeitet, so beispielsweise zum Thema multilokales Arbeiten, Grundeinkommen und Integration von Geflüchteten. Die Erarbeitung dieser Positionen fand unter Beteiligung bedeutender Stakeholder aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft statt. Über das Jahr war die IHK stets in branchenpolitische Events zum Thema Fachkräftesicherung involviert wie den Tourismus-Hub oder das „People & Culture Festival“. Zum Jahresende startete der neue IHK-Ausschuss „Fachkräfte & Arbeitsmarkt“, der sich für die neue Ausschusslegislatur allen Fragen rund um das Thema Beschäftigung annimmt.

Potenzial internationaler Fach- und Arbeitskräfte genutzt

2022 stand im Zeichen einer großen Fluchtbewegung aus der Ukraine. Unter den Geflüchteten befinden sich viele Fach- und Arbeitskräfte, die ihre Zeit in Deutschland sinnvoll nutzen möchten. Mit 1400 Beratungen zur Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse konnte Unternehmen bei der Einstellung und Fachkräften beim Berufseinstieg geholfen werden. Fragen rund um erforderliche Aufenthaltstitel und den Ablauf der Erwerbsmigration wurden im Business Immigration Service der IHK Berlin in rund 650 Rechtsberatungen beantwortet. Flankiert wurden diese Beratungen durch Veranstaltungen zu den rechtlichen Rahmenbedingungen bei der Einstellung von Geflüchteten, Arbeits- und Fachkräften sowie Auszubildenden aus Drittstaaten.

Ukrainische Geflüchtete solidarisch unterstützt

Für die Vernetzung mit Berliner Unternehmen hat die IHK Berlin 2022 gemeinsam mit der Agentur für Arbeit zwei Jobmessen für Geflüchtete mit mehr als 2.500 Besuchern und über 100 Unternehmen durchgeführt. Konzeptionell wurde die Messe dahingehend weiterentwickelt, dass bei der zweiten Veranstaltung der Fokus auf Geflüchtete im Allgemeinen gerichtet wurde. Nicht nur die Teilnehmerzahl konnte von der ersten zur zweiten Messe gesteigert werden, auch wurde das Beratungsangebot für die Besucherinnen und Besucher erweitert.
Neben der hohen Beteiligung von Unternehmen und Besuchern konnte darüber hinaus zudem ein überaus positives Echo aus den Medien sowie aus der Politik festgestellt werden, was zahlreiche Presseberichterstattungen sowie politische Gespräche im Anschluss belegen. Die positive Stimmung der Unternehmen, während der Jobmessen zeigte sich auch in den Ergebnissen einer gemeinsamen Umfrage mit dem Verein Berliner Kaufleute und Industrieller e. V. (VBKI) zur Integrationsbereitschaft der Berliner Wirtschaft. In dieser artikulierten die Betriebe den Wunsch nach mehr Bewerbungen von Geflüchteten und bekannten sich klar zu ihrer gesellschaftlichen Verantwortung. Auch Forderungen an die Politik wurden formuliert. Neben diesem Angebot an Messen in den Räumen des Ludwig Erhard Hauses wurde zur Unterstützung der Unternehmen zudem ein Leitfaden für Unternehmen zur Beschäftigung von Ukrainerinnen und Ukrainern erarbeitet. Des Weiteren konnten durch die finanzielle Beteiligung von IHK, der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB) und der Handwerkskammer Berlin (HWK) berufsbegleitende Sprachkurse für Ukrainerinnen und Ukrainer ermöglicht werden, welche über das Servicebüro ARRIVO koordiniert werden. Zudem nahm eine Beratungshotline zur Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen, ein gemeinsames Projekt von der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales, der Beauftragten des Berliner Senats für Integration und Migration, der Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit, der IHK Berlin und der Handwerkskammer Berlin ihre Arbeit auf. Solidarische Unterstützung erfuhren die Geflüchteten aus der Ukraine auch durch das Engagement der „Interessengruppe Flüchtlinge“, die sich schwerpunktmäßig für ein Aufenthaltsrecht von Drittstaatlern aus der Ukraine stark machte, aber in Gesprächen mit der Integrationsbeauftragten auch für eine rasche Integration in den Arbeitsmarkt warb.

Plattform für mehr Diversität in der Wirtschaft

Neben ihrer politischen Arbeit und Serviceangeboten hat die IHK auch die Diversität in Unternehmen vorangetrieben und dafür Online- und Präsenzveranstaltungen des Unternehmensnetzwerkes „Gleichstellung gewinnt“ durchgeführt. Zudem setzte sich die „Interessengruppe Flüchtlinge“ unter Beteiligung der IHK für die Integration von Geflüchteten in Unternehmen ein. Dazu wurde die Charta der Vielfalt unterzeichnet und im Sommer als Zeichen der Solidarität mit der LGBTQIA+ Community am Ludwig Erhard Haus die Regenbogenfahne gehisst.

Aufschwung für berufliche Weiterbildung unterstützt

Die betriebliche Weiterbildungsbeteiligung ist mit 33 Prozent seitens der Betriebe und 15 Prozent seitens der Beschäftigten weiterhin auf sehr niedrigem Niveau. Eine OECD-Studie zur Erwachsenen- und Weiterbildung in Berlin, an der die IHK mitgewirkt hat, deckte Anfang des Jahres zentrale Schwachstellen auf und formulierte Empfehlungen. Durch Gespräche mit Politikern, die konkrete Unterstützung der Berliner Weiterbildungsverbünde, zum Beispiel durch Mitwirkung an Veranstaltungen und Öffentlichkeitsarbeit, sowie die Mitarbeit im neu konstituierten Berliner Erwachsenenbildungsbeirat, der die berufliche Weiterbildung bislang nicht auf seiner Agenda hatte, setzt sich die IHK vielfältig für eine deutliche Stärkung und Weiterentwicklung des Weiterbildungssystem in der Metropolregion ein.