Standortpolitik

Aktueller Konjunkturbericht

Berliner Konjunkturschwäche wird zur Wachstumsschwäche

Die Hoffnung, die Berliner Wirtschaft finde im Frühjahr auf einen stabilen Wachstumspfad zurück, erfüllt sich nicht. Der Geschäftsklimaindex, der sich aus aktueller Lage und Erwartungen errechnet, verliert sechs Punkte im Vergleich zum Jahresbeginn. Da in der Konjunkturumfrage der IHK Berlin Lage- und Erwartungsindikator zurückgehen, deutet im Moment nichts auf einen bevorstehenden konjunkturellen Aufschwung hin. Besorgniserregend ist, dass das Berliner Dienstleistungsgewerbe, sonst ein konjunktureller Anker der Berliner Wirtschaft, zur aktuellen Umfrage von einem eingetrübten Geschäftsklima berichtet.
Uneinheitlich entwickeln sich die verschiedenen Branchen der Berliner Wirtschaft. Der Klimaindikator der IT-Dienstleister fällt auf den niedrigsten Wert seit der Corona-Krise. Noch stärker eingetrübt hat sich das Konjunkturklima bei den personenbezogenen Dienstleistern. Und da auch unternehmensbezogene Dienstleister von schlechteren Geschäften, und vor allem auch von skeptischen Erwartungen berichten, lässt sich dies als Bremssignal für die Konjunktur deuten. In Industrie und Handel unterdes bleiben die Geschäfte und Erwartungen verglichen zum Jahresbeginn teils stabil, teils verbessern sie sich moderat. Für Bau- und Gastgewerbe wiederum hellt sich das konjunkturelle Klima deutlich auf – jedoch auf teils niedrigem Niveau.
Investitionen und Planungen insgesamt verhalten
Die eher skeptischeren Erwartungen und die schwache Lagebeurteilung lassen die Unternehmen bei Investitionen und dem Beschäftigungsplanungen weiter vorsichtig agieren. Der Saldo aus geplantem Beschäftigungsauf- und -abbau liegt nach wie vor bei lediglich sechs Punkten. Damit bleibt die Beschäftigungsdynamik in den kommenden Monaten weiterhin verhalten. Es sind vor allem die Unternehmen aus der Dienstleistungsbranche, die eine Erholung des Gesamtindikators ausbremsen. Der Saldo der Dienstleister sank seit Jahresbeginn um drei auf aktuell acht Punkte: ein für den in Berlin so wichtigen Sektor vergleichsweise schwacher Wert.
Die Investitionsabsichten entwickeln sich ebenfalls enttäuschend schwach. Der Saldo der Investitionsintensität steigt um einen Punkt und verbleibt damit zum dritten Mal in Folge auf niedrigem Niveau. Auch hier sind es die Dienstleistungsunternehmen, die bremsend wirken, da sie ihre Investitionsintensität verringern wollen. Mit 55 Prozent planen deutlich weniger Unternehmen der Dienstleistungsbranche zu investieren als noch zu Jahresbeginn: In der Vorumfrage waren es noch 64 Prozent.
Hohe Risiken belasten die Konjunktur
Die aktuelle konjunkturelle Lage ist geprägt durch anhaltende Risiken. Die Risikolast – die durchschnittliche Anzahl an Risiko-Nennungen – verharrt auf einem krisenhaft hohen Niveau. Und dass, obwohl mit den Energie- und Rohstoffpreisen zwei Risiken bereits stark nachgelassen haben. Dennoch liegen beide Werte noch deutlich über ihrem Vorkrisenniveau. Dies zeigt sowohl eine weiterhin deutlich schärfere Bedrohungslage für die Unternehmen als in der Vergangenheit, als auch eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass diese Risikolage vorerst nicht auf das alte Level zurückfällt.
Die anderen aufgeführten Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung zeigen einen ansteigenden Trend. Eine zuvor hohe, wenn auch inzwischen sinkende, Inflation und eine breite Verunsicherung der Konsumenten bremsen weiterhin den Inlandsabsatz. Ebenso häufig werden die Arbeitskosten von den Unternehmen als Problem genannt. Der Fachkräftemangel bleibt das am häufigsten von den Unternehmen identifizierte Risiko. Kapp zwei von drei Unternehmen geben an, dass durch fehlenden Zugang zu neuen Mitarbeitern ihre wirtschaftliche Entwicklung gehemmt wird.

Konjunkturbericht Frühsommer 2024 Die wirtschaftliche Entwicklung in der Hauptstadt (nicht barrierefrei, PDF-Datei · 687 KB)