Arbeitsmarktpolitik

Arbeitsmarkt aktuell: Wie weiter am Arbeitsmarkt?

Dezember 2024: Wie weiter am Arbeitsmarkt?

Trotz Konjunkturflaute und Stellenabbau waren 2024 deutschlandweit so viele Menschen wie nie zuvor beschäftigt. Doch dieser Trend könnte sich 2025 abschwächen: Die Bundesbank erwartet lediglich 0,2 Prozent Wachstum, und das Arbeitsmarktbarometer des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) befindet sich auf dem niedrigsten Stand seit der Corona-Pandemie. In Berlin zeigt sich eine Aufspaltung des Arbeitsmarkts. Während Unternehmen mit Personalbedarf weiter unter dem Fachkräftemangel leiden, nimmt der Anteil der Betriebe ohne Einstellungspläne zu.
In der Gesamtbetrachtung fällt es Berliner Unternehmen derzeit etwas leichter, Stellen zu besetzen. Zuletzt gab jedes zweite Berliner Unternehmen in der IHK-Konjunkturumfrage an, dass der Fachkräftemangel das größte Geschäftsrisiko sei. Der Wert sank im Vergleich zur letzten Befragung um 13,7 Prozentpunkte. Entsprechend sank auch der Anteil derer, die offene Stellen längerfristig nicht besetzen können gegenüber 2021 – dem Peak der letzten Jahre - um 15 Prozentpunkte auf 38,5 Prozent und es nahm der Anteil an Unternehmen moderat zu, die aktuell keinen Personalbedarf haben.

Betrachtung nach Branchen zeigt Unterschiede auf

Besetzungsprobleme betreffen derweil vor allem die Branchen Verkehr und Lagerei, die Industrie und das Baugewerbe, wo zwischen 47 und 53 Prozent der Betriebe Schwierigkeiten hatten, offene Stellen zu besetzen. Im Gegensatz dazu hatten über die Hälfte der Unternehmen in der IT und im Handel zum Befragungszeitpunkt keinen Personalbedarf. Im IT-Sektor zeichnet sich eine Konsolidierung ab, da weniger neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Der Dienstleistungssektor und das Gastgewerbe liegen im Durchschnitt: Ein Drittel der Unternehmen hatte Besetzungsprobleme, während knapp die Hälfte keinen Bedarf an neuen Arbeitskräften vermeldete. Trotz dieser Unterschiede bleibt der Fachkräftemangel ein branchenübergreifendes Hindernis für das Beschäftigungswachstum.
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Fachkräftemangel hemmt Beschäftigungswachstum im Bau und Verkehr

Die IHK-Konjunkturumfrage zeigt, dass zwei Drittel der Unternehmen mit sinkendem oder stagnierendem Personalbedarf keinen Bedarf an neuen Beschäftigten hatten. Ein Drittel nannte jedoch den Mangel an verfügbaren Fachkräften als Ursache. Besonders betroffen ist das Baugewerbe, wo über 62 Prozent der Betriebe mehr einstellen würden, aber keine geeigneten Arbeitskräfte finden. Ähnlich verhält es sich in Verkehr und Lagerei, wo über die Hälfte der Unternehmen aufgrund des Fachkräftemangels nicht expandieren konnten. Gleichzeitig führt die Kultur- und Kreativwirtschaft mit einem Anteil von über 86 Prozent die Liste der Branchen ohne aktuellen Personalbedarf an, gefolgt von der Industrie und dem Gastgewerbe.
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Politik muss gezielt unterstützen

Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten und das geringe Potentialwachstum sind Folge struktureller Schwächen und nicht allein einer konjunkturellen Flaute geschuldet. Es ist daher unerlässlich, die Mobilität von Arbeitskräften auf dem Arbeitsmarkt zu fördern, sodass sie von weniger produktiven oder perspektivlosen Tätigkeiten in Bereiche wechseln können, in denen ihre Arbeitskraft effektiver genutzt wird. Dies unterstützt den notwendigen strukturellen Wandel. Die Ausweitung des Kurzarbeitergeldes auf 24 Monate betrachtet die IHK daher kritisch, da diese einerseits langfristig die Beitragszahler belastet und andererseits notwendige strukturelle Anpassungen ausbremst, anstatt sie zu fördern.
Um den Berliner Arbeitsmarkt langfristig zu stärken, sind dringend Reformen im Anschluss an die anstehende Bundestagswahl notwendig. Es müssen Einwanderungs- und Anerkennungsverfahren effizienter gestaltet werden, um qualifizierte internationale Talente schneller in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Gleichzeitig sind verstärkte Anstrengungen in der beruflichen Weiterbildung erforderlich, insbesondere Umschulungsangebote für Tätigkeiten in stabilen Branchen wie Bau und Logistik. Zudem braucht es gezielte Maßnahmen, die sich auf die Verbesserung der Bildungsqualität bei Schulabgängern beziehen. Hier ist die Bildungsverwaltung gefragt, um eine Reduktion der Abgänger ohne Schulabschluss herbeizuführen, die Berufsschulen, um attraktive Ausbildungsangebote und moderne Technologien zu bieten sowie die Berliner Ausbildungsbetriebe, die eine hohe Ausbildungsqualität sicherstellen müssen.
Darüber hinaus ist es unerlässlich, die Vollerwerbsbeteiligung von Frauen zu steigern. Hierfür bedarf es, aufgrund der oft parallel zum Job geleisteten Carearbeit, einer Verbesserung der Rahmenbedingungen, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erleichtern. Zudem sollte die frühe Einbindung von Frauen und unterrepräsentierten Gruppen in Branchen wie Bau oder Verkehr gefördert werden, um das Interesse zu erhöhen. Insbesondere vor dem Hintergrund des demografischen Wandels sollte zudem die Beschäftigung von Älteren stärker in den Fokus gerückt werden. Betriebe müssen hier in ihren Bemühungen bei der Weiterbildung dieser Gruppe aber auch dem Ausbau der Gesundheitskompetenzen unterstützt werden. Grundsätzlich erwartet die Wirtschaft darüber hinaus Reformen auf Bundesebene zur Steigerung der Weiter- und Wiederbeschäftigung von Rentenbeziehenden.
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Zahlen im Überblick

Dezember 24 November 24
Zahl der Arbeitslosen in Berlin 204.726 205.135
Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat 13.908 14.328
Arbeitslosenquote in Prozent 9,7 9,7
Jugendliche Arbeitslose (15 bis unter 25 Jahre) 16.267 16.369
Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat 1.499 1.379
Arbeitslosenquote in Prozent 9 9,1
Ältere Arbeitslose (55 bis unter 65 Jahre) 38.680 38.513
Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat 3.458 3.580
Arbeitslosenquote in Prozent 9,2 9,1
Langzeitarbeitslose (1 Jahr und länger arbeitslos) 61.354 61.910
Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat 4.050 4.050
Anteil an gesamter Arbeitslosigkeit in Prozent 30 30,2
Arbeitslose Ausländer 86.623 87.101
Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat 4.900 5.142
Arbeitslosenquote in Prozent 17,2 17,3
Gemeldete Arbeitsstellen, Zugang 4.562 5.122
Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat in Prozent -17,4 1,1
Gemeldete Arbeitsstellen, Zugang seit Jahresbeginn 63.485 58.923
Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat in Prozent 1 2,8

Im Oktober 2024 waren 1.696.900 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt, 3.400 Personen mehr als im Oktober 2023. Mit dieser Steigerung von 0,2 Prozent liegt die Region 0,1 Prozentpunkte unter dem bundesdeutschen Durchschnitt.
Veränderung sozialversicherungspflichtige Beschäftigung

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