Ausbildung

Wirksame Bildung für die Fachkräfte von morgen

Gute Bildung ist in einer Wissensgesellschaft eine wesentliche Grundlage für qualifizierte Fachkräfte. Das Fundament wird mit der frühen Bildung in der Kita gelegt, geht dann über die Vermittlung von Zukunftskompetenzen in der Schule bis hin zur Ausbildungsfähigkeit oder zur erfolgreichen Aufnahme eines Studiums nach Abschluss der Schule. Hier gibt es noch erhebliche Herausforderungen, die es zu meistern gilt, wenn Berlin attraktiver Wirtschaftsstandort bleiben soll. Diese gesamtgesellschaftliche Herausforderung richtet sich sowohl an Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft. Nur gemeinsam bekommen wir den Fachkräftemangel in den Griff und können Wohlstandsverlust vermeiden.

Update zur Wahlwiederholung 2023

Positive Ansätze beim Krisenmanagement Bildung

  • Das Berliner Schulsystem hat im Krisenjahr 2022 über 6.000 ukrainische Kinder und Jugendliche ins Schulsystem integriert.
  • Mit der gemeinsamen Praktikumsoffensive konnten 1.000 Jugendliche der 10. Klassen ihr in der Pandemie ausgefallenes Praktikum nachholen.

Handlungsbedarf bleibt vielfältig

  • Ein Drittel der Ausbildungsbetriebe beklagt, keine Bewerbungen erhalten zu haben. Eine Ausbildungsumlage löst kein Problem, belastet Unternehmen aber zusätzlich.
  • Kitaausbau forcieren. Lediglich 33 Prozent der unter Dreijährigen mit Migrationshintergrund besucht eine Kita, eine immer größere Zahl aller Kinder besucht keine Kita und erhält keine sprachliche Förderung.
  • Eine wachsende Zahl von Kindern erfüllt den Mindeststandard in der Schule nicht. – Berlin ist hier auf dem letzten Platz mit Bremen.
  • Es gibt einen erheblichen Mangel an qualifizierten Lehrkräften. Die Verbeamtung kann nicht die einzige Antwort sein.

Das muss aus Sicht der IHK in der weiteren Legislatur prioritär umgesetzt werden:

  • Mehr Bildungsqualität braucht individuelle Förderung. Die Digitalisierung in Kitas und Schulen und der systematische Einsatz von digitalen Produkten müssen vorangetrieben, ein Innovation Lab für Schulen geschaffen und die Attraktivität von Schulleiterstellen erhöht werden.
  • Ein verbindliches Angebot zur Berufsorientierung in der Oberstufe und Mindeststandards in der beruflichen Orientierung an allen Berliner Schulen.
  • Die Lehrerausbildung ausbauen und innovative Weg gehen – insbesondere auch für mehr Berufsschullehrkräfte und im Bereich Wirtschaft-Arbeit-Technik.
  • Die Steuerung der beruflichen Bildung durch eine Steuerungseinheit entsprechend des Hamburger Instituts für berufliche Bildung verbessern.
  • Statt einer Ausbildungsumlage sind eine konzertierte Ausbildungsoffensive, eine bessere Schulqualität und Berufsorientierung umzusetzen.
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Erfolgreich zur Ausbildung coachen

Betriebe schaffen Ausbildungsplätze entlang ihrer Fachkräftebedarfe. Damit bieten sie berufliche Perspektiven und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Diese Vorteile müssen in der Berufsorientierung und -beratung stärker kommuniziert werden. Das gilt auch für die Vermittlung in betriebliche Ausbildung: Schüler sollten im letzten Schuljahr konkrete Vermittlungsvorschläge erhalten und im Bewerbungsprozess von den Berufsberatern der Berufs- und Studienorientierungsteams intensiv gecoacht werden. Gleiches gilt für Schulabgänger und Absolventen: Jeder in der Statistik gemeldete Bewerber sollte an mindestens einem persönlichen Beratungsgespräch teilnehmen und mit Vermittlungsvorschlägen erreicht werden. Bei nicht aktiven Bewerbern sollte verpflichtend eine aufsuchende Beratung erfolgen.

Gymnasien in die Pflicht nehmen

Integrierte Sekundarschulen sehen Berufsorientierung ab der siebten Jahrgangsstufe vor. In Gymnasien hingegen gibt es trotz steigender Schülerzahlen kein vergleichbares Schulfach. Künftig sollte die Berufsorientierung auch an Gymnasien noch stärker in den Fokus gerückt und über Chancen und Perspektiven der dualen Ausbildung informiert werden. Der Ergänzungskurs „Studium und Beruf“ sollte flächendeckend angeboten werden, denn auch die Hochschulen beklagen die mangelnde Studienorientierung und hohe Abbrecherquoten der Studienanfänger.

Berufliche Bildung attraktiv machen

Berlin muss den Fokus wieder auf die betriebliche Ausbildung richten. Dazu gehört es, Ausbildungsbetriebe in der Krise zu unterstützen und nicht-duale Ersatzmaßnahmen danach wieder abzubauen. Der Senat sollte die Sichtbarkeit beruflicher Bildung sowie die Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung und ihre Gleichwertigkeit betonen. Dazu gehört die Schaffung von Azubiwohnraum und Azubivergünstigungen. Vorabquoten zu Studiengängen für beruflich Qualifizierte sollten zudem erhöht, berufliche Informations- und Beratungsangebote für Studienaussteiger verbessert und Bildungssackgassen geschlossen werden.

Steuerung bündeln

Damit der Ausbildungsmarkt resilienter auf Krisen reagieren kann, müssen Staat und Wirtschaft gemeinsam schnell und lösungsorientiert handeln. Ausbildungsangebote und Ersatzmaßnahmen müssen stadtweit abgestimmt sein und die Bedarfe des Marktes stets im Fokus behalten. Die dezentrale Organisation der beruflichen Bildung hat dies in der Vergangenheit erschwert. Berlin sollte diese (wieder) in einer Senatsverwaltung bündeln und eine übergeordnete Steuerungseinheit, entsprechend des Hamburger Instituts für Berufliche Bildung, einrichten. Ziel sollte es sein, Steuerung, Bildungsplanung, Personal und Schulentwicklung sowie Controlling und Öffentlichkeitsarbeit für die berufliche Bildung unter einem Dach zu bündeln.

Berufsschulen zukunftsfähig machen

Berufsschulen müssen im Sinne der Nachwuchsförderung attraktiv und zukunftsfähig werden. Dazu gehört, dass Oberstufenzentren (OSZ) zu Kompetenzzentren entwickelt und Berufsschulen aufgewertet werden. Der Senat sollte sich für eine höhere Eigenständigkeit und Flexibilität der OSZ einsetzen, damit die Kapazitätsplanung entlang der wirtschaftlichen Bedarfe unterjährig angepasst werden kann. Der Senat sollte Maßnahmen zur Aufwertung und Qualitätssteigerung des Berufsschullehramts ergreifen sowie die Personalausstattung langfristig auf rund 105 Prozent erhöhen. Die Digitalisierung muss gestärkt und die Lehre, analog wie digital, sichergestellt werden. Digitale Lernortkooperationen mit Ausbildungsbetrieben müssen ausgebaut und notwendige Weiterbildungen für Lehrkräfte durch eine Verordnung verpflichtend gestaltet werden.

Forderungen

  • Vermittlung in Ausbildung durch Coaching stärken
  • Berufsorientierung auch an Gymnasien sicherstellen
  • Berufliche und akademische Bildung gleichwertig und durchlässig gestalten
  • Zuständigkeiten in der beruflichen Bildung in einer Senatsverwaltung bündeln und ein Institut für berufliche Bildung schaffen
  • Berufsschulen zu attraktiven, leistungsstarken und zukunftsfähigen Lernorten machen