Arbeitsmarktpolitik

Arbeitsmarkt aktuell: Unternehmen erwarten pragmatische Integrationsmaßnahmen

Oktober 2024: Unternehmen erwarten pragmatische Integrationsmaßnahmen

Erfahrungen der Unternehmen mit der Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten zeigen, dass Politik- und Verwaltungshandeln oft an der Realität vorbeigeht. So zeigt eine Umfrage der IHK unter 50 Unternehmen, die in den letzten Jahren an Jobmessen für Geflüchtete im Ludwig Erhard Haus teilgenommen haben, dass das Matching zwischen Betrieben und Geflüchteten in der Praxis an fehlenden Sprachkenntnissen, Motivation sowie Bewerbungsproblemen scheitert.
Infolge der Jobmessen in der IHK Berlin vermelden drei Viertel der Unternehmen Bewerbungseingänge. Nur knapp ein Drittel der Bewerbungen wird jedoch als gut eingeschätzt. Jedes dritte Unternehmen gab an, dass Bewerberinnen und Bewerber im Nachgang das Interesse verloren hatten. Oftmals kennen Bewerberinnen und Bewerber mit Fluchthintergrund den deutschen Bewerbungsprozess nicht ausreichend. Es entstehen Missverständnisse, die das Matching erschweren. Angesichts der umfassenden Fördermöglichkeiten, die es im Bereich der Bewerbungsprozesse bereits gibt, sollten Jobcenter die Qualität der anbietenden Träger prüfen. Fernab des SGB II sollte das Land mit niedrigschwelligen Coaching- und Beratungsangeboten unterstützen, hierzu könnten die Jobpoints und das Berliner Jobcoaching eine stärkere Rolle spielen.
Matching über Sprachkenntnisse erwirken
Im Rahmen des Jobturbos sollen Geflüchtete ab Sprachlevel A2 in Arbeit vermittelt und berufsbegleitend weiterqualifiziert werden. Insgesamt nur 17 Prozent der Unternehmen wären jedoch bei einem Sprachniveau von A2 zur Einstellung bereit. Das Schlüsselniveau ist hier B1. Unzureichende Sprachkenntnisse sind das Einstellungshindernis Nummer eins. Die Politik sollte sicherstellen, dass Integrationskurse qualitativ hochwertig sind und Geflüchtete dort das Sprachniveau B1 erreichen. Gleichzeitig sollten bisher erfolgreiche Modelle des „Job-Turbos" ausgeweitet werden, bei denen die Vermittlung in eine Beschäftigung mit A2 bereits erfolgreich war und nun eine berufsbegleitende Qualifizierung stattfindet. Unabhängig von den Integrationsplänen der Jobcenter, sollten Leistungsbeziehende jederzeit in der Entscheidung unterstützt werden, einer Arbeit nachzugehen.
Qualifikationsadäquate Beschäftigung ist rar
Ein Viertel der Unternehmen hat infolge einer Jobmesse bei der IHK Geflüchtete eingestellt. Mehr als die Hälfte aller Einstellungen erfolgten in einer Helfertätigkeit, während nur ein Viertel der Unternehmen eine Arbeitsstelle als Fachkraft anbieten konnte. Wenn Betriebe im Ausland erworbene Kompetenzen nicht einschätzen können, bleiben Helfertätigkeiten oft die einzige Möglichkeit der Beschäftigung. Viele gut ausgebildete Geflüchtete wollen aber keine Tätigkeiten unter ihrem Qualifikationsniveau annehmen. Hier muss es aus Sicht der Wirtschaft darum gehen, diesen Menschen langfristige Integrations- und Entwicklungsperspektiven in der Beratung aufzuzeigen, die dazu führen Motivation und Engagement herzustellen. Abseits der Berufsanerkennung, sollten auch Teilqualifizierungen und Kompetenzfeststellungen (bspw. ValiKom) verstärkt zur beruflichen Integration genutzt werden.

Monatlicher Newsletter
Klicken Sie bitte hier, um sich für den monatlichen Newsletter zu registrieren und senden Sie uns eine formlose E-Mail mit dem Betreff „Anmeldung Arbeitsmarkt aktuell”.

Zahlen im Überblick

Oktober 24 September 24
Zahl der Arbeitslosen in Berlin 207.245 206.382
Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat 14.474 14.109
Arbeitslosenquote in Prozent 9,8 9,8
Jugendliche Arbeitslose (15 bis unter 25 Jahre) 16.670 15.796
Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat -1.212 -1.277
Arbeitslosenquote in Prozent 9,2 8,8
Ältere Arbeitslose (55 bis unter 65 Jahre) 38.735 38.350
Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat 3.663 3.245
Arbeitslosenquote in Prozent 9,2 9,1
Langzeitarbeitslose (1 Jahr und länger arbeitslos) 62.137 61.481
Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat 4.057 3.406
Anteil an gesamter Arbeitslosigkeit in Prozent 30,0 29,8
Arbeitslose Ausländer 88.090 88.132
Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat 5.427 5.637
Arbeitslosenquote in Prozent 17,5 17,5
Gemeldete Arbeitsstellen, Zugang 5.753 4.348
Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat in Prozent 11,8 -13,4
Gemeldete Arbeitsstellen, Zugang seit Jahresbeginn 53.801 48.048
Veränderung gegenüber dem Vorjahresmonat in Prozent 2,9 2,0
Im August 2024 waren 1.679.600 Personen sozialversicherungspflichtig
beschäftigt, 2.700 Personen mehr als im August 2023. Mit dieser Steigerung von 0,2 Prozent liegt die Region 0,1 Prozentpunkte unter dem bundesdeutschen Durchschnitt.
Veränderung sozialversicherungspflichtige Beschäftigung

Die aktuelle Ausgabe zum Download

Unsere Ausgaben aus den Vormonaten