Veganes Druckwerk

Nicht nur die Produktion der Königsdruck GmbH ist ganzheitlich gedacht, sondern auch das Ausbildungsprinzip. So erhalten alle Kinder seiner Mitarbeiter eine Ausbildungsplatzgarantie

Aus einer Bierlaune heraus startete Paul Kündiger sein Unternehmertum im Jahr 2002 mit einem Freund. Zusammen gründeten sie das Unternehmen Hauptstadt-ader mit der in Deutschland geführten bekannten Marke DeineStadtKlebt.de. Anfangs druckten sie vorrangig für die Musikindustrie und für Bands Sticker. Sogar das Radio Vaticana bestellte für eine Wildplakatierung 50.000 Sticker, um die Italiener von sich zu überzeugen. Das war für das damalige noch am Anfang stehende Start-up ein enormer Auftrag. Heute laufen bis zu 50 Millionen Aufkleber im Jahr bei DeineStadtKlebt.de durch die Maschinen, darunter auch Sticker fast aller namhaften Bands und Musikfirmen Deutschlands.

2019 wurde das erfolgreiche Unternehmen mit Sitz in Reinickendorf als innovativste Druckerei Deutschlands ausgezeichnet, da es als Pionier ein veganes Aufklebematerial entwickelt hatte. Ihm wurde auch als erste Druckerei das V-Label verliehen, eine international anerkannte und geschützte Marke zur Kennzeichnung vegetarischer und veganer Produkte. Und das Fachmagazin „Druck & Medien“ verlieh Kündiger den Titel „Drucker des Jahres 2020“.

Anfang 2020 entschied sich Kündiger dazu, Königsdruck Printmedien zu übernehmen – zur Begeisterung vom Gründer des Unternehmens, Olaf König, der sich über frischen Wind und einen Nachfolger freute. So führte Kündiger seine beiden Betriebe im März 2020 zusammen.

Zehn Tage später kam der coronabedingte Lockdown, Aufträge wurden eingestellt, Mitarbeiter konnten nicht mehr arbeiten. Dennoch nutzte Kündiger diese Monate als eine Chance für sich und die Unternehmensfusion. Der Lockdown als Fluch und Segen zugleich. Er schaffte es, in der Zeit zwei völlig unterschiedliche Unternehmen, ein traditionelles Druckhaus mit hochwertigen Drucken und eine sehr digitalaffine Online- ­druckerei, zu vereinen.

Die nachhaltigen Unternehmerwerte von ­Kündiger lassen sich inzwischen auch in der Königsdruck-DNA wiederfinden: Jede Maschine, die seit 2022 dazugekauft wird, ist klimaneutral hergestellt und produziert komplett klima-neutral. „Ich habe meinen Wert als Geschäftsführer verstanden und kann mich um weitere Themen kümmern, die in meiner Verantwortung stehen“, so Kündiger. „Die Mehrkosten für den CO2-neutralen Druck übernehmen wir, da wir uns der Thematik Rohstoffe und Nachhaltigkeit bewusst sind.“ So besteht der Fuhrpark zum Teil aus Elektrofahrzeugen, der Strom wird demnächst von Solarenergieplatten bezogen und der UV-Druck mit LEDs umgesetzt. Dazu entwickelt Kündiger in Kooperation mit einem Recyclingunternehmen in Schwedt ein System, das aus Papierresten regionales 100-prozentiges Altpapier wiederaufbereitet.

Nicht nur in der Produktion, sondern auch die soziale Dimension der Nachhaltigkeit ist dem Unternehmer sehr wichtig. Daher wird allen Mitarbeitern eine Ausbildungsplatzgarantie für deren Kinder angeboten. „Mich beschäftigt der Generationswechsel sehr stark“, so ­Kündiger. „Mir ist es wichtig, Fachkräfte nachhaltig zu halten.“ In der IHK Berlin engagiert er sich als ehrenamtlicher Prüfer und ist als Ausbilder tätig, um, wie er sagt, den Berufsstand für die Druckereien am Leben zu halten. „Mit der Erstausbildungsgarantie versuche ich, den Generationswechsel zu transformieren. So können wir in den Unternehmen von alten Mitarbeitern auf neue, bereits durch das Elternhaus für die Materie sensibilisierte, Nachwuchskräfte greifen.“

Aktuell beschäftigt Kündiger, dessen Betrieb in diesem Jahr 20-jähriges Jubiläum feiert, 45 Mitarbeiter und einen Auszubildenen. Trotz der vergangenen zwei turbulenten Jahre konnte sich das neu geschaffene Kündiger-Druckimperium weitere Investitionen leisten. Zurzeit werden mehrere Millionen Euro in den Druckpark am Standort Reinickendorf investiert. Gerade hat Kündiger ein insolventes Unternehmen mit allen Mitarbeitern und Auszubildenen übernommen, um Know-how und Fachkräfte zu sichern – und um nachhaltig die Branche zu stärken. ■

Die Mehrkosten für den CO2-neutralen Druck übernehmen wir, da wir uns der Thematik Rohstoffe und Nachhaltigkeit bewusst sind.

von Annkathrin Weiss