BW 02/2022 - BRANCHEN
Besonders gut in guten Ideen
Glückwunsch! 17 von 32 deutschlandweitausgezeichneten Kreativpiloten sind aus Berlin. Bei besonders vielen dieser herausragenden Projekte steht das Thema Diversity im Fokus
Zum zwölften Mal zeichnete die Bundesregierung die kreativsten und innovativsten Unternehmer/-innen Deutschlands aus. Auch in diesem Jahr war die IHK Berlin wieder Teil der Jury. Umso größer wiegt die Freude über gleich 17 von 32 Ehrungen, die an Kreativschaffende aus der Hauptstadt verliehen wurden.
<b>Nabila Bushra</b> (l.) und <b>Farah Bouamar</b> von Lost Film produzieren rassismuskritische Horror-Kurzfilme
© BIWOC* RISING, KONRAD DESIGN
<b>Loubna Messaoudi</b> (l.) rief das Projekt Biwoc Rising für intersektionale Co-Working- Spaces ins Leben
© MELINA ZARA
Das Projekt „ My Migrant Mama“ rückt das Narrativ der Migration in ein positives Licht
© BIWOC* RISING, KONRAD DESIGN
Yasemin Altınay setzt sich mit ihrem Literarische Diverse Verlag für mehr kulturelle Vielfalt ein
© BIWOC* RISING, KONRAD DESIGN
Alle Unternehmen inspirieren mit ihrem Mut und ihrem starken Willen. Und das, obwohl kaum eine andere Branche so stark von der Krise betroffen ist wie die Kultur- und Kreativwirtschaft. Dennoch zeigt sich einmal mehr, wie wichtig gerade die innovativen Impulse für die deutsche Wirtschaft im Allgemeinen sind. Mit originellen Herangehensweisen und produktiven Lösungsansätzen stellen sie sich den zukünftigen Herausforderungen nationalen und globalen unternehmerischen Handelns. Die Themen, mit denen sich die Preisträger/-innen beschäftigen, sind dabei so vielfältig wie unsere Gesellschaft.
Den aktuellen Berliner Piloten geht es vor allem um Gleichberechtigung, Antidiskriminierung, Empowerment und eine cis-dya-hetero-normative Gesellschaft – und dies mit Blick auf das Berliner Unternehmertum. Daher sollen hier stellvertretend vier Berliner Titelträgerinnen vorgestellt werden, die sich insbesondere für mehr Diversität in der Kreativbranche einsetzen.
Die Literatur- und Philosophie-Doktorandin Farah Bouamar und die Soziologie-Doktorandin Nabila Bushra produzieren mit ihrem Film-kollektiv Lost Film rassismuskritische Horror-Kurzfilme. Gleichzeitig fordern Bouamar und Bushra mehr Diversität in der deutschen Filmlandschaft: „Wir haben die Vision, dass sich eine neue Unternehmenskultur etabliert, in der alle Menschen dieselben Chancen und Zugänge haben, ihr kreatives Unternehmen mit einer nachhaltigen Zukunftsperspektive aufzubauen“, betont Bushra.
Auch Loubna Messaoudi von Biwoc Rising denkt intersektional und visionär. Sie konzipierte einen Co-Working-Space in Berlin Kreuzberg, der sich exklusiv an Black, Indigenous, Womxn, Transwomxn und non-binary People of Color wendet. Mit der Plattform will sie die soziale, berufliche und wirtschaftliche Teilhabe dieser Gruppen stärken.
Yasemin Altınay möchte mit ihrem Literarische Diverse Verlag mehr Vielfalt und literarische Gerechtigkeit in das Verlagssystems Deutschlands bringen. Im Sinne der Selbstermächtigung steht sie unternehmerisch für die vielseitigen in Worte gefassten Realitäten marginalisierter Personen ein und verschafft ihnen Raum, Gehör und Respekt. Vier Magazine sowie ein Lyrikband sind bereits erschienen.
Melisa Manrique und Manik Chander von My Migrant Mama zeichnen sich durch Festivals, Lesungen und Community-Arbeit aus. Als Töchter mit Migrationsgeschichte machen sie es sich zur Aufgabe, das Narrativ von der Migration positiv zu verändern und Menschen den Wert von kultureller Vielfalt nahezubringen. Mit dem Migrant Mama Festival erschaffen sie einen Ort des Zusammenkommens und Feierns ihrer Community. Über eigene Lesungen bietet My Migrant Mama Einblicke in ihr erstes Buch „Mama Superstar“, das bereits in der vierten Auflage publiziert wurde und die Geschichten großer Vorbilder der „stolzen Migrant Kids“ erzählt. Zusätzlich laden sie Privatpersonen sowie Mitarbeitende im Bereich Migration und Integration zum Austausch ein.
von Katrin Dröse