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Mit Netzwerken zum Erfolg
Ich habe alles falsch gemacht. Ich habe die letzten zwei Jahre nur an meinem Produkt gearbeitet, und nun kennt es keiner!“, erzählte letztens ein Gründer auf einem Event. „95 Prozent meiner Invests kommen über Kontakte, obwohl ich inzwischen 30 bis 40 kalte Anfragen pro Woche erhalte“, beschreibt Business Angel Eva Spannagl im Gründer- szene-Podcast ihre Erfahrungen.
People putting together jigsaw puzzle
© Getty Images/Image Source
Ohne Connections geht am Anfang wenig. Das Unternehmen ist winzig klein, mit nur ein oder zwei Personen kann man sich nicht um alles kümmern, alle Erfahrungen bereits gemacht haben. Wie mit rechtlichen Fragen umgehen, welche Software ist für die Abrechnung die beste, wie lerne ich potenzielle Kunden kennen? Große Firmen haben große Budgets, um bekannt zu werden – bei kleinen geht nur Mundpropaganda: Das Gründungsteam ist selbst die Marke.
Events sind gut für Kontakte
In Berlin gibt eine fast unüberschaubare Zahl an „Business“-Veranstaltungen. Interessant sind zum einen Events, bei denen man sich thematisch austauschen kann. Konferenzen, Vorträge, Messen. In Vorträgen kann man erst etwas lernen, danach die Leute bei einem Getränk besser kennenlernen. Zudem gibt es Netzwerk-Events wie Sommerfeste, wo es ganz gezielt um den Austausch geht. Zu finden sind solche Termine in Newslettern etwa von Branchenverbänden und auch auf Plattformen wie Meetup, Eventbrite und LinkedIn.
Das Gute an Events ist, dass alle, die vor Ort sind, Gespräche mit Fremden erwarten. Das kostet am Anfang vielleicht etwas Überwindung, ist aber Gewöhnungssache. Als Ziel kann man sich zum Beispiel vornehmen, pro Event mit mindestens drei neuen Personen zu sprechen. Es ist ein bisschen wie auf einer WG-Party: Einfach am Kühlschrank Hallo sagen – mit manchen redet man nur kurz, mit manchen länger und nächste Woche gleich noch einmal bei einem Kaffee.
Sympathien aufbauen über leichte Themen
Der oft so gefürchtete Small Talk ist übrigens gar nicht so schlimm. Weder sollte es nur ums Wetter gehen, noch müssen private Geheimnisse gelüftet werden. Der Sweet Spot liegt dazwischen: persönliche, aber nicht private Informationen. Beide mögen die angebotene Nachtischauswahl oder hatten ihre liebe Mühe bei der Wohnungssuche in Berlin? Über solche leichten Themen kann man erste Sympathien aufbauen. Außerdem bringen junge Unternehmen etwas sehr Wertvolles mit zum Event: die eigene Gründungs-Story. Das ist das Angebot für Gespräche: Wie bin ich zum Gründen gekommen? Was ist mein Produkt, was motiviert mich, wie weit bin ich schon, was sind aktuell meine Herausforderungen? Ich darf davon ausgehen, dass an einem solchen Abend diese Themen für mein Gegenüber interessant sind, weil sie ähnliche Geschichten kennen oder gerade selbst leben.
LinkedIn ist die neue Visitenkarte
Nach fünf, zehn oder 30 Minuten ist erst mal alles Interessante besprochen? Dann ist es auf solchen Netzwerkabenden völlig okay, „noch eine Runde zu drehen“ – nach der Vernetzung auf LinkedIn oder dem Austausch von Kontaktdaten verabschiedet man sich freundlich und zieht weiter. Im ersten Schritt geht es um die Quantität an Menschen, von denen später einige wenige qualitativ hochwertige Partner werden können oder genau den richtigen Tipp im richtigen Moment haben. Auf jeden Fall sollte man sich vorher ansehen, wie der QR-Code des LinkedIn-Profils aufgerufen wird, den die andere Person nur scannen muss. LinkedIn ist die neue Visitenkarte!
Gerade in der Anfangszeit muss man sich Netzwerkevents aktiv einplanen. Auch mit wenig Energie schafft man es, mit ein, zwei neuen Personen zu sprechen. Danach ist es auch mal in Ordnung, den Rest des Abends mit den bekannten Gesichtern zu verbringen – denn auch bestehende Beziehungen wollen schließlich gepflegt werden.
Netzwerken zahlt sich schnell aus
Netzwerken ist ein regelmäßiger Teil der Arbeit. Schon 30 Minuten pro Woche für LinkedIn und sonstige berufliche Netzwerke reichen, um auf dem neuesten Stand zu sein. Die Frage sollte immer sein: Was kann ich für mein Netzwerk tun? Nicht umgekehrt. Antworten zu Fragen beitragen, jemanden unter einem interessanten Artikel taggen, Leute einander vorstellen, Nachrichten zeitnah beantworten, sich für angenommene Kontaktanfragen bedanken – wer sich entgegenkommend verhält, dem wird eine ähnliche Behandlung auch entgegenschlagen.
Dabei braucht man für eine kurze Intro-Nachricht an spannende Personen keinen Premium-Account bei LinkedIn! Netzwerken benötigt aber Zeit und Energie, das ist klar. Doch: Die investierte Zeit zahlt sich schnell aus, da kooperatives Arbeiten viele Synergien hervorbringt – und außerdem mehr Spaß macht, als alles allein machen zu müssen.
von Christina Lüdtke