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Israel, Partner Berlins

Ein Jahr nach dem Überfall der Hamas auf Israel und der daraufhin begonnenen militärischen Invasion im Gazastreifen sind die Folgen allgegenwärtig. Im Nahen und Mittleren Osten ist die Gefahr eines großen kriegerischen Konflikts sehr präsent, die Auswirkungen sind auch in Europa und den USA spürbar.
Da klingt es eher überraschend, dass im wirtschaftlichen Bereich keine dramatischen Veränderungen festzustellen sind. Vergleicht man das erste Halbjahr 2023 mit 2024 – neuere Zahlen liegen noch nicht vor –, ist das deutsch-israelische Handelsvolumen nahezu identisch, betont Michel Weinberg, Geschäftsführer der Deutsch-Israelischen Industrie- und Handelskammer, im Gespräch mit der „Berliner Wirtschaft“.

Service-Anfragen weitgehend unverändert

Weinberg stellte sich im Rahmen des AHK-Ländersprechtags am 11. September den Fragen von Berliner Unternehmen. Auch an den Anfragen hat sich seit dem 7. Oktober grundsätzlich nicht viel verändert, in erster Linie geht es um die Suche nach Businesspartnern, um Zoll- und Rechtsfragen, Marktanalysen und Fachkräftegewinnung vor Ort. Eine spürbare Veränderung gab es allerdings tatsächlich – war die AHK Israel früher weltweit die Nummer eins bei der Anzahl der Delegationsreisen aus Deutschland, so finden aktuell fast keine mehr statt.
Natürlich treibt die Sicherheitslage viele Geschäftsleute um, räumt Weinberg ein, schließlich gibt es nach wie vor eine offizielle Reise- warnung des Auswärtigen Amtes. Doch auf vielen Ebenen funktioniert „Business as usual“, die bestehenden Kontakte laufen weiter, denn mittlerweile lasse sich vieles online erledigen, ohne Reisen. Weinberg hat noch von keinem deutschen oder internationalen Unternehmen gehört, das die geschäftlichen Beziehungen nach Israel abgebrochen hätte, auch öffentlich breit rezipierte Boykottaufrufe von einzelnen Aktivistinnen hätten bisher keine Wirkung gehabt. Eine Berliner Besonderheit gibt uns AHK-Geschäftsführer Weinberg noch mit: Deutschlands Hauptstadt ist unter jungen Israelis „total in“, rund 70.000 seien an die Spree gezogen, um Firmen zu gründen oder als Fachkräfte bei deutschen Firmen zu arbeiten. Auch diese Gruppe steht für die robuste Verflechtung zwischen beiden Ländern.
5,3 Mrd. Euro betrug der deutsche Export nach Israel 2023, davon entfielen 75 Mio. Euro auf Berlin.

von Dr. Mateusz Hartwich