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Berliner Zutaten für Erfolg

Je nachdem, mit wem man spricht, steht es um die Food-Branche in Berlin entweder katastrophal, oder es steht eine goldene Zukunft bevor. Vor dem Start der Jubiläums-Food-Week (7. bis 13. Oktober) lohnt also ein genauer Blick. Da war zunächst der Rundumschlag des prominenten Branchenvertreters Hendrik Haase, ehemals Mitinhaber der Metzgerei „Kumpel und Keule“ in der Markthalle Neun. Im „Tagesspiegel“ rechnete er mit halbherziger Landespolitik, niedriger Kaufkraft und fehlender Innovation ab und kündigte seinen Abschied aus der Hauptstadt an.
Ganz anders die Tonlage Ende August, als der Immobilienentwickler Artprojekt, der unter anderem für das Palais Varnhagen in Berlin-Mitte steht, ankündigte, 250 Mio. Euro in einen Food Campus in Tempelhof zu investieren. Deutsche und internationale Unternehmen sollen dort angesiedelt werden, rund 1.500 Beschäftigte einen Arbeitsplatz finden. „Unser Ziel ist es, die wichtigsten Akteure entlang der Wertschöpfungskette unter einem Dach zu vereinen und den Food Campus als internationales Zentrum für Ernährungsinnovation zu etablieren“, ließ sich der Geschäftsführer von Artprojekt, Hanns Kastner, zitieren. Also alles bestens?
Fragt man bei Lia Carlucci, einer der Geschäftsführerinnen des Food Campus Berlin, direkt nach, kommt ein klares „Ja“. „Ich bin überzeugt, die Food-Szene in Berlin ist noch lange nicht satt – die Stadt ist hungrig.“ Sie gibt Haase insofern recht, als dass es manchmal schneller gehen könnte. Aber sie betont, dass die Hauptstadt alle Ingredienzen hat, um erfolgreich zu sein: Kreativität, Unternehmergeist, Investoren, eine exzellente Hochschullandschaft, Vielfalt der Kulturen und die offene Mentalität. „Hier wird ausprobiert und weiterentwickelt, und das macht Berlin zum Zentrum der Food-Innovation.“
In einem sind sich Branchenvertreter meistens einig: Wir brauchen eine Ernährungswende vor dem Hintergrund der Klimakrise. Im Detail kreist die Diskussion meist um mehr nachhaltige Produktion, weniger Lebensmittelverschwendung, mehr fleischlose Ernährung. Ist ein regional hergestelltes Schnitzel aus konventioneller Haltung „besser“ als die Bio-Avocado aus Südamerika? Darüber scheiden sich dann wieder die Geister. „Die Ernährungswende steht noch am Anfang, und unser Food Campus wird sie beschleunigen. Wir schaffen einen Ort, an dem Menschen, die die Zukunft der Ernährung gestalten wollen, zusammenkommen“, sagt Carlucci.
von Dr. Mateusz Hartwich