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Ein Greifarm für alle Fälle

Robotik ist die Zukunftstechnologie für die Industrie. Beim Netzwerktreffen trafen sich 60 Berliner Unternehmen aus der Branche zum Austausch.
Unternehmen aus der Industrie nutzen zunehmend Robotik. Sie setzen dabei beispielsweise auf die innovativen Robotiksysteme der pi4_robotics GmbH. So zeichnen sich etwa die Logistikroboter des Unternehmens mit Hauptsitz und Produktion am Standort Berlin dadurch aus, dass sie innerhalb weniger Stunden einsatzbereit sind und anschließend Mitarbeitenden lange Laufwege abnehmen können. „Der Kunde muss kein Steuerungssystem aufbauen, die Roboter können mit jedem Smartphone bedient und entsprechend einfach Transportaufträge eingestellt werden“, erklärt ­Matthias Krinke, Geschäftsführender Gesellschafter von pi4_robotics. „Aus diesem Grund werden unsere Lösungen sehr gerne von KMU gekauft.“
Um auf dem neuesten Stand in diesem Zukunftsfeld zu bleiben, nimmt der Unternehmer regelmäßig an Treffen des Berliner Robotik-Netzwerks teil. „Bei jedem Netzwerktreffen haben wir bis jetzt neue Kunden und Lieferanten gefunden“, freut sich Matthias Krinke. „Aber auch der Austausch über Erfahrungen mit Technologien ist sehr wertvoll.“ Mittlerweile zählt das von Berlin Partner organisierte Netzwerk 60 Berliner Robotikunternehmen, Tendenz steigend.

Kombination mit KI eröffnet neue Chancen

„Grundsätzlich spielt Robotik in der Industrie schon seit längerer Zeit eine wichtige Rolle, denn Industrierobotik gibt es schon viele Jahre, um die Automatisierung und die Optimierung der Prozesse in der Produktion zu steigern“, so Lars ­Mölbitz, Branchenexperte der IHK Berlin. „Neu sind die Möglichkeiten durch mobile Roboter, CoBots und die Kombination mit KI. Dies eröffnet ganz neue Chancen in dem Bereich.“ Mitte April traf sich das Robotik-Netzwerk im alten S-Bahnwaggon der LAT Funkanlagen-Service GmbH. Im Mittelpunkt stand dieses Mal der Austausch über Herausforderungen und Chancen der Robotik-Anwendungen in der Berliner Industrie. Für die Teilnehmenden des Treffens steht fest: Ohne den Einsatz von Robotik wird sich der Fachkräftemangel in der Industrie noch stärker bemerkbar machen.
Auch für die gastgebende LAT Gruppe gehört die Entwicklung smarter Robotiklösungen zu den Tätigkeitsfeldern. Im Fokus steht hierbei der Infrastrukturausbau. „Wir haben in einer mFUND-Machbarkeitsstudie gemeinsam mit der BVG und der BHT erkundet, welche vierbeinigen Roboter sich frei im Gleisbett bewegen“, erzählt Larissa Zeichhardt, Geschäftsführerin der LAT Gruppe (mFUND ist eine vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr geförderte Innovationsinitiative, Anm. d. Redaktion). „Das hört sich trivial an, tatsächlich ist die sichere Fortbewegung auf unebenem Grund mit Höhenunterschieden ein komplexes Thema, das Experten ähnlich wie den sicheren Griff nach kleineren Teilen gerade erst lösen.“ Die Studie hat deutlich gemacht: Der Ausbau der Bahninfrastruktur kann durch den Einsatz von Robotik beschleunigt und auf der Grundlage von erhobenen Daten realistisch geplant werden. Dadurch werden hohe Einsparungen im Infrastrukturausbau möglich sein.
Allerdings nutzen viele Unternehmen in Deutschland Robotik-Lösungen noch nicht. „Gerade der Mittelstand steht zu großen Teilen leider immer noch am Anfang der Automatisierung mit Robotik“, so Dr. Ingo Rückert, geschäftsführender Gesellschafter der Wilhelm Dreusicke GmbH & Co. KG. „Die oft knappe Personaldecke macht den Einstieg in komplexe Projekte nicht einfach. Hier bieten Cobots einen besonders einfachen Zugang, denn man kann einen Cobot leicht für mehrere unterschiedliche Aufgaben einsetzen.“ Als Integrator für Cobots baut das Unternehmen schlüsselfertige Anlagen. „Da wir selbst den Weg der Einführung von Cobots in unserer Produktion gegangen sind, können wir den Kunden auch mit unseren eigenen Erfahrungen dabei beratend zur Seite stehen“, so Rückert.
Und wie geht es weiter im Feld der Indus-trierobotik? „Gerade in Ländern mit abnehmender Anzahl von Fachkräften werden die Automatisierung und die mit der Robotik verbundenen Möglichkeiten weiter zunehmen“, weiß Florian Köhnen, Geschäftsführer der Promess Montage- und Prüfsysteme GmbH. „KI wird hierbei eine wichtige Rolle spielen.“

Robotergestützte Montageplätze

Das Unternehmen mit seinen mehr als 150 Mitarbeitenden ist auf Montage- und Prüftechnik spezialisiert, bietet aber auch Lösungen, mit denen sich Montagearbeitsplätze robotergestützt teil-automatisieren lassen. „Spezielle Programmierkenntnisse werden dabei zunehmend durch KI ergänzt, unterstützt oder ganz ersetzt, wodurch sich die Automatisierung auch im Mittelstand und bei kleineren Losgrößen immer schneller rechnet“, so Köhnen.
von Jens Bartels