Agenda
Ehrenamt trifft Politik
IHK und Handwerkskammer luden zum Treffen der Berliner Wirtschaft ins Ludwig Erhard Haus, um jene zu würdigen, die sich ehrenamtlich engagieren.
IHK-Präsident Sebastian Stietzel und Handwerkskammer-Präsidentin Carola Zarth bei der Begrüßung
© Konstantin Gastmann – IHK Berlin
Im Gespräch: Sammy Payom, Geschäftsführer der Payom GmbH
© Konstantin Gastmann – IHK Berlin
Wirtschaft und Politik (Kai Wegner, l.) tragen ihr Duell an der Tischtennisplatte aus
© Konstantin Gastmann – IHK Berlin
Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch im Gespräch
© Konstantin Gastmann – IHK Berlin
Rund 400 Ehrenamtliche kamen zum Meet & Greet der Berliner Wirtschaft
© Konstantin Gastmann – IHK Berlin
Den traditionellen gemeinsamen Neujahrsempfang von IHK und Handwerkskammer gibt es nicht mehr – dafür nunmehr den Treff der Berliner Wirtschaft zum Jahresauftakt. Beim abendlichen Event am 17. Januar im Ludwig Erhard Haus handelte es sich aber nicht um alten Wein in neuen Schläuchen, sondern um ein gänzlich neues Format des Networkings. Rund 400 ehrenamtlich Tätige beider Kammern bekamen als Dank für ihr Engagement die Gelegenheit, in lockerer Atmosphäre mit den Spitzen der Berliner Politik ins Gespräch zu kommen und ihnen auf den Zahn zu fühlen.
Die Politikerinnen und Politiker, darunter Regierungschef Kai Wegner sowie Bürgermeisterin und Wirtschaftssenatorin, Franziska Giffey, wiederum konnten Interessantes aus der Berufspraxis von Vollversammlungs- und Ausschussmitgliedern, Schlichtern und Sachverständigen mitnehmen. Einhellige Resonanz: Meet & Greet, so das Motto des Abends, könnte es öfter geben.
Handwerkskammer-Präsidentin Carola Zarth und IHK-Präsident Sebastian Stietzel ließen es sich nicht nehmen, der Politik für ihr Wirken im Jahr 2024 gute Ratschläge mit auf den Weg zu geben. Auf dem „Wunschzettel“ der Wirtschaft stehen zum Beispiel eine umfassende Reform der Berliner Verwaltung und ein besser funktionierendes Bildungssystem. Dafür müssten aber auch die Unternehmen Beiträge leisten, beispielsweise mit Angeboten der Berufsorientierung und der Bereitstellung von Schülerpraktika, so Stietzel.
Weit oben auf dem Forderungskatalog steht auch die Stärkung des Innovationsstandortes Berlin. Gemeint ist eine engere Kooperation von Unternehmen mit Hochschulen, um letztlich wissenschaftliche Erkenntnisse noch viel stärker in marktfähige Produkte umzusetzen. Und das in Berlin und nicht im Ausland. Ein erster Schritt in die richtige Richtung seien die jüngst abgeschlossenen IHK-Kooperationsverträge mit Hochschulen und die Einrichtung von Anlaufstellen für Berliner Unternehmen an den Hochschulen.
Letztlich verwies der IHK-Präsident auf die dringend anzupackenden infrastrukturellen Probleme Wohnungsbau, Gewerbeflächen und Verkehr. Dieser Dreiklang von ausreichendem Wohnraum für Fach- und Arbeitskräfte, ausreichenden Flächen für Handwerk und Gewerbe in den Kiezen und möglichst einfachen Wegen in der Stadt von A nach B sei ein „ganz schöner Spagat“. Doch er sei notwendig, um die Zukunftsfähigkeit der Stadt zu sichern.
Handwerkskammer-Präsidentin Zarth verwies auf die gegenwärtig sehr schwierigen Rahmenbedingungen für Handwerk, Gewerbe und Industrie. Nachwirkungen der Corona-Pandemie, der Ukraine-Krieg, die Energiekrise und die Bildungsmisere verlangten von den Betrieben Mut, Zuversicht und Teamgeist. Sie äußerte jedoch zugleich Optimismus, dass die Berliner Wirtschaft die Herausforderungen meistert. Dabei spiele ehrenamtliches Engagement in der Wirtschaft eine herausragende Rolle und sei eine „der wichtigsten Säulen beider Kammern“. An die Politik gewandt, betonte die Präsidentin die Fähigkeit der Wirtschaft, selbst am besten zu wissen, wie die Herausforderungen zu meistern seien. Die Politik müsse aber die richtigen Rahmenbedingungen bieten.
Das versprach dann der Regierende Bürgermeister, Kai Wegner. Die Stadt habe enorme wirtschaftliche Chancen, die genutzt werden müssten. Er wünsche den Unternehmen volle Auftragsbücher, denn so würden Arbeitsplätze geschaffen und den Jugendlichen gute Chancen für ihren Start ins Berufsleben eröffnet, und nicht zuletzt würden Steuern gezahlt. Wegner räumte ein, dass noch viel Arbeit vor dem Senat liegt. Dabei nannte er als Schwerpunkte explizit die Infrastruktur in der Stadt, den Wohnungsbau, den Nachholbedarf im Bildungsbereich und die Modernisierung der öffentlichen Verwaltung, eingeschlossen deren Digitalisierung. „Was anderswo gelingt, muss auch in Berlin funktionieren“, betonte er.
Bei Live-Musik und Häppchen nutzten Wirtschaftsvertreter und -vertreterinnen wie Politiker und Politikerinnen bis in den späten Abend hinein die Chance, miteinander ins Gespräch zu kommen. Und an einer Tischtennisplatte wurden „schlagende Argumente“ ausgetauscht. Am Ende bleibt die Hoffnung, dass dieses Treffen mit dazu beigetragen hat, auf Probleme in der Stadt aufmerksam zu machen beziehungsweise das eine oder andere davon bald zu lösen.
Von Holger Lunau