Gastbeitrag

Kulturelles Herz für alle

Die „Galeries Lafayette“ bieten die Chance, endlich zu einer modernen Zentral- und Landesbibliothek zu kommen – Greifen wir zu!
Berlin wartet. Auf Ideen, Chancen, Gelegenheiten… aus der Ruhe zu bringen sind Berlinerinnen und Berliner nur schwer. Aber, wenn sich Chancen bieten, können sie trotzdem schnell Feuer und Flamme sein.
Berlin wartet – seit 110 Jahren auf eine Zentral- und Landesbibliothek, die den Ansprüchen an ein modernes Haus in den jeweiligen Epochen gerecht wird. 1914 erstmals angedacht, vereiteln in der Folgezeit zwei Weltkriege und die Teilung Berlins eine Umsetzung. Nach der Wiedervereinigung auf den Standort der Amerika-Gedenkbibliothek (AGB) im Westen und die Stadtbibliothek im Osten der Stadt verteilt, platzen beide Standorte seit Jahrzehnten aus den Nähten.
Berlin wartet ab – lässt nach der Idee der Zusammenführung beider Orte Standortuntersuchen und die Wirtschaftlichkeitsprüfung über sich ergehen. Stoisch. Auch nach der Entscheidung zugunsten eines Neubaus neben der AGB am Blücherplatz passiert wenig, was sich Fortschritt nennen ließe. Die Bürgerbeteiligung am Blücherplatz war von hohem Engagement geprägt, Ideen sprudelten. Allein dies zeigt den Bedarf. Notwendige finanzielle Mittel jedoch werden nicht freigegeben.
Berlin entzündet sich. Im Sommer 2023 wird der lahmende Fortschritt bei der „ZLB am Blücherplatz“ von einer einmaligen Chance überholt: Der Eigentümer der „Galeries Lafayette“ bietet das Quartier 207 in der Friedrichstraße dem Land Berlin als Standort für die Zentral- und Landesbibliothek an. Wow! Die Idee, einmal an die Öffentlichkeit gebracht, erhielt viel Zuspruch: von jenen, die wollen, dass es endlich vorwärts geht. Von jenen, die sich einen neuen Glanzpunkt, ein kulturelles Zentrum, für die Friedrichstraße erhoffen. Vor allem aber von denen, für die das Haus bestimmt wäre: Berlinerinnen und Berlinern. Sie sehen die Chance, die Möglichkeiten, können der Vision einer modernen Bibliothek im 21. Jahrhundert, einem „Wohnzimmer mitten in der Stadt“, folgen. Nicht nur „Buchausleihstation“, sondern Treffpunkt, Lernort, Ort des Ausprobierens von Musik oder des Umgangs mit KI.
Berlin kann nicht länger warten. Bedenkenträger braucht es hier nicht! Es braucht die ZLB in der Friedrichstraße. Auch, um der drohenden Verödung des Standortes entgegenzuwirken. Binnen zwei Jahren wäre der Umzug zu schaffen, und für Berlin wäre es kostengünstiger und nachhaltiger als Sanierung oder Neubau. Umgeben von Einrichtungen von Kultur und Wissenschaft, würde sich die ZLB ideal einfügen – wäre von überall und für alle erreichbar. Es entstünde ein kulturelles Herz für alle, vom Stadtrand bis in die Mitte der Stadt. Reiz und Anreiz.
Berlin darf nicht länger warten: Die Chance, endlich zu einer modernen Zentral- und Landesbibliothek zu kommen, war nie so groß. Das Zeitfenster für eine Entscheidung ist klein. Greifen wir zu! Für Berlin und alle Menschen in der Stadt. Jetzt!
von Joe Chialo

Joe Chialo (CDU) ist seit April 2023 Berliner Senator für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt. Der Musikmanager kam 2002 mit Universal nach Berlin und gründete 2009 das Label Airforce1 und 2018 Afroforce1