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Onlinehandel auf Talfahrt?

Nicht ganz. Aber der auch durch die Pandemie bedingte Höhenflug ist vorbei. In vielen Bereichen bleiben die Marktanteile jedoch stabil
In all den Jahren kannte der Onlinehandel in Deutschland nur eine Richtung: steil nach oben. Die Umsätze im E-Commerce wuchsen stets zweistellig, die Dynamik war bedeutend größer als die des stationären Einzelhandels. Der prozentuale Anteil am gesamten Umsatz der Branche stieg, jeder siebte Euro wurde online umgesetzt. Einen richtigen Schub bekam der E-Commerce in Zeiten der Lockdowns während der Corona-Pandemie, als viele stationäre Geschäfte über Wochen schließen und/oder rigide Zutrittskontrollen einführen mussten. Und nun, zum ersten Mal ein Umsatzrückgang, um nicht unwesentliche 8,8 Prozent – ein Novum.
Die Geschäftsführer und der Präsident des Bundesverbands E-Commerce und Versandhandel Deutschland (bevh) hatten also weniger erfreuliche Neuigkeiten zu verkünden bei der Jahrespressekonferenz am 26. Januar. Die Einordnung lieferten sie gleich nach: Der außerordentliche Höhenflug der Corona-Zeit ist vorbei, der Onlinehandel ist im „neuen Normal“ angekommen. In vielen Bereichen ist sein Marktanteil stabil auf hohem Niveau, in einigen Nischen ist die Dynamik hoch – etwa bei Medikamenten. Einen Wettbewerb zwischen den Vertriebskanälen gibt es ohnehin nicht, so die bevh-Vertreter, interessanterweise waren aber Multichannel-Händler – also Unternehmen, die ihre Waren online und stationär verkaufen – diejenigen, die letztes Jahr am meisten Umsatz eingebüßt haben.
An Fragen der Nachhaltigkeit kommt kein Wirtschaftsbereich mehr vorbei, und so sprach Verbandsgeschäftsführer ­Christoph Wenk-Fischer den Aspekt zum Schluss an. Die Unternehmen widmen sich dem Thema von sich aus, Prozesse werden optimiert und Innovationen vorangetrieben. Er äußerte dabei die Befürchtung, dass manche Regulierung auf EU-Ebene kontraproduktiv sein kann, wenn innovative Geschäftsmodelle, etwa im Verpackungsbereich, durch neue Gesetze wieder infrage gestellt werden.
Professor Gero Furchheim, Präsident des bevh, schob nach: E-Commerce vertrage sich mit Nachhaltigkeit gut, denn durch ausbleibende Autofahrten zum Einkaufen einzelner Kundinnen und Kunden leiste dieser Bereich einen Beitrag zur Verkehrswende. So mancher Politiker würde das wohl anders sehen…
von Dr. Mateusz Hartwich