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Hotspot der Start-ups mit Impact
Berlin ist Vorreiter für Gründungen, die sich nachhaltigen und sozialen Innovationen widmen. Das belegt der „Diversity & Impact Report“.
Grüne Gründungen prägen die Berliner Start-up-Landschaft
© GETTY IMAGES/Tim Robberts
Berlin ist nicht München und Stuttgart, und das ist gut so. Denn Berlin zog in den letzten drei Jahrzehnten auch und vor allem die Widerständigen und Zu-früh-Denkerinnen und -Denker an. Was diese in den 1990-Jahren als Avantgarde betrieben, ist heute nicht nur Mainstream, sondern auch Voraussetzung für die Zukunft: die Welt anders zu denken, als sie bisher ist, und so zu wirtschaften, dass sie besser werden kann.
Diese Persönlichkeiten haben Berlin zu einem wichtigen Zentrum für Impact-Gründungen gemacht – kluge Leute sagen, dem weltweit führenden. Impact-Start-ups wollen die großen Probleme lösen – seien es ökologische oder soziale –, mal mit kleinen, mal mit großen Innovationen. Aber immer mit Entschlossenheit. Die Berliner Wirtschaftsvertreter haben die Bedeutung dieser Start-ups für die Stadt erkannt. In der vor einem Jahr vom Senat verabschiedeten – unter anderen von der IHK Berlin mit erarbeiteten – Start-up Agenda ist das erste Kapitel den Impact-Start-ups gewidmet. Seit einem Jahr arbeiten in der AG Impact der Start-up-Unit Mitglieder des Ökosystems daran, Initiativen und Unterstützung für nachhaltige Gründungen auf den Weg zu bringen.
Im November erschien nun der „Diversity & Impact Report“, der aufzeigt, wie die Landschaft der nachhaltigen und sozialen Gründungen in Berlin beschaffen ist. Die gute Nachricht: Sie wächst rasch. Allein 24 Start-ups arbeiten daran, Städte und Metropolen nachhaltiger zu machen, 22 Start-ups wollen Energie sauber und zugleich bezahlbar anbieten, 48 entwickeln Angebote für nachhaltigen Konsum und Produktion. Insgesamt beschäftigen rund 240 Impact-Gründungen derzeit etwa 6.900 Personen in Berlin; 18 Prozent mehr als zu Jahresbeginn 2022. Von den etwa 470 Gründerinnen und Gründern sind 25 Prozent weiblich. Durchschnittlich liegt der Anteil von Frauen in der Start-up-Szene bei 14 Prozent.
Es ist eine recht sichere Wette auf den Markt, dass die Nachfrage nach den Produkten von Impact-Gründungen weiter steigen wird. Allein die EU-Taxonomie steigert die Kosten für nicht nachhaltige Investitionen. Vom KMU bis zum Großunternehmen wird die Frage der Nachhaltigkeit zunehmend zu einer der Investitionsfähigkeit. Wer diese sichern oder steigern will, muss nachhaltiger agieren als bisher – Dienstleistungen und Produkte von Impact-Gründungen finden nicht zuletzt hier ihren wachsenden Markt. Berlin wird also mehr noch als bisher zur Stadt der Impact-Start-ups.
Von Christian Nestler