BW 03/2022 - SERVICE
Einfach mal anfangen!
Ohne eigenes Zutun wird kein Unternehmen digital wettbewerbsfähig. Die aktuelle Umfrage der IHK zeigt einen leicht verbesserten Digitalisierungsgrad
Einfach mal anzufangen, hilft oft am besten.“ Dieser Ratschlag ist nicht neu und doch gerade in Zeiten des Wandels wichtiger denn je. Denn Unternehmen werden nicht ohne eigenes Zutun digital wettbewerbsfähig. Die Berliner Wirtschaft stellt sich im Rahmen der jährlichen IHK-Digitalumfrage mit der Schulnote 2,7 selbst ein Digitalisierungszeugnis aus, das leicht besser ausfällt als im Vorjahr (2,9). Der Anfang ist gemacht.
Die Digitalisierungsumfrage 2021 wurde im November und Dezember des vergangenen Jahres durchgeführt, teilgenommen haben in Berlin insgesamt 252 Unternehmen.
Die dringlichsten Wünsche der Berliner Betriebe an die Politik sind die Schaffung einer leistungsfähigen Breitbandinfrastruktur (61 Prozent) und die portalgestützte Verfügbarkeit von digitalen Verwaltungsdienstleistungen (39 Prozent). Das Interesse an frei verfügbaren Daten hat sich im Vorjahresvergleich mehr als verdoppelt und wird von rund jedem dritten Unternehmen der Hauptstadt auf die politische Agenda gesetzt. Für Sebastian Stietzel, Vizepräsident der IHK Berlin, steht fest: „Mehr Digitalisierungserfolge in der Stadt gibt es nur mit mehr Mut für digitale Vorhaben und Veränderungsbereitschaft in Wirtschaft und im Berliner Senat. Damit ist klar: Die Berliner Wirtschaft braucht die Berliner Verwaltung als modernen digitalen Dienstleister an ihrer Seite. Die Digitallegislatur mit Umsetzungserfolgen für die Berliner Wirtschaft muss in 2022 erlebbar werden.“
Digitalagentur Berlin kaum bekannt
Sechs von zehn Unternehmen wollen mit der Digitalisierung ihre Arbeit flexibilisieren und jedes zweite neue Produkte sowie Geschäftsmodelle entwickeln. Die hohen Kosten sind dabei für mehr als jeden dritten Betrieb die größte Herausforderung. Bestehende landespolitische Angebote müssen im laufenden Jahr stärker als Hilfe zur Selbsthilfe für die Wirtschaft zugänglich werden. Das ist die alte und zugleich neue Aufgabe der Digitalagentur Berlin GmbH, die aber nur zwei von zehn Unternehmern überhaupt kennen.
Jeder zweite Unternehmer sieht mehr Informationsbedarf bei Förder- und Finanzierungsprogrammen (54 Prozent), gefolgt von Fragen zur IT- und Datensicherheit (44 Prozent) bis zu Hilfestellungen bei digitalen Management- und Produktionsprozessen (32 Prozent). „Die Landespolitik ist daher mit dem neuen Chief Digital Officer gefordert, die Digitalagentur viel stärker als bislang auf die Notwendigkeiten der Wirtschaft hin auszurichten und den Ausbau der digitalen Infrastruktur durch die zügige Maßnahmenumsetzung der Gigabitstrategie koordinierend voranzutreiben“, so Sebastian Stietzel. Die digitale Transformation beginnt im Maschinenraum jedes Unternehmens, zusammen mit den kompetenten Mitarbeitern, auch mit der Planung und dem Einsatz von neuen Technologien. Unternehmen wurden dabei nach dem aktuellen beziehungsweise geplanten Einsatz verschiedener Technologien befragt. Es zeigt sich, dass die Technologien der ersten Welle wie die Cloud-Anwendungen in ihrer Verbreitung weiter ausgebaut werden und neue Technologien wie künstliche Intelligenz immer stärkere Berücksichtigung finden.
Daten werden immer wichtiger
Natürlich spielen in der Unternehmensentwicklung auch Daten eine immer zentralere Rolle: Für neun von zehn Unternehmen ist die Verarbeitung und Nutzung wichtig bis sehr wichtig. Dabei sind die Daten kein Selbstzweck, sondern werden zur Verbesserung der Kundenbeziehungen genutzt (69 Prozent) und zur Optimierung von Geschäfts- und Produktionsprozessen (65 Prozent). Dabei sind Daten selbstverständlich auch als schützenswertes Gut zu verstehen und unter der Datensparsamkeit zu betrachten – richtig und korrekt eingesetzt, bieten sie aber neue Mehrwerte für Unternehmen wie auch für Kunden. Die größte Herausforderung im Umgang mit Daten liegt bei den datenschutzrechtlichen Hemmnissen (57 Prozent), gefolgt von zwei gleich wichtigen Hemmnissen der Technikverfügbarkeit (u. a. fehlende Standards, Hardware, Software) sowie der Rechtsunsicherheit bei der Verwendung oder beim Datenaustausch (37 Prozent).
Unternehmern, die mehr über Daten und den unternehmerischen Einsatz erfahren möchten, steht bis Juni 2022 die Data Journey als kostenloses Veranstaltungsformat zur Verfügung.
von Vanessa Grühser