VERLAGSSONDERVERÖFFENTLICHUNG
Nachhaltigkeit im Betrieb
Der Druck hin zu einer sozialverantwortlichen und ökologischen Unternehmensführung wächst. Möglichkeiten, diesem Ziel näher zu kommen
Der CO2-Fußabdruck ist ein Indikator für nachhaltiges Wirtschaften im Unternehmen
© ABSTRACT AERIAL ART - GETTY IMAGES
Lubomila Jordanova ging Ende April dieses Jahres mit gutem Beispiel voran. Als CEO von Plan A ließ sie den gesamten CO2-Fußabdruck der Firma veröffentlichen. 2020 waren das 85,74 Tonn CO2e – die Maßeinheit, die alle für die Erderwärmung mitverantwortlichen Treibhausgase enthält. Der Wert des Berliner Greentechs entspricht etwa der Umweltbelastung, die 343 Flüge zwischen Berlin und München verursachen. Das Ziel von Plan A: „Wir wollen bis 2025 mindestens 80 Prozent unserer vermeidbaren Emissionen über alle Emissionsbereiche hinweg dekarbonisieren.“ Dabei ist der ökologische nur ein Aspekt der Nachhaltigkeit, ökonomisches und sozialverantwortliches Handeln gehören auch dazu, also „Environmental Social Governance“, kurz „ESG“.
Was sich in Gebäuden energetisch optimieren lässt, weiß Gunnar Wilhelm, Geschäftsführer von GASAG Solution Plus. Sein Unternehmen bietet Immobilieneigentümern Energielösungen an. Beim Sanieren von Bestandsimmobilien ist oft ein klarer Fahrplan für die Dekarbonisierung hilfreich: „In der ersten Phase gilt es die Energieeffizienz des Objekts zu ermitteln, was durchaus über den Gebäudeenergieausweis hinausgehen sollte“, sagt Wilhelm. Mitunter reichten schon überschaubare Eingriffe: Austausch der Fenster auf der windzugewandten Seite des Gebäudes, Dämmen von Keller- und Dachbodendecke. Oder das vorhandene Wärmesystem lässt sich durch einen hydraulischen Abgleich optimieren.
Als zweiter Schritt folge eine Investition ins Energiesystem. Das würde in der Regel den Austausch einer veralteten Öl- oder Gasheizung bedeuten, wobei oft eine Hybridisierung die erste Wahl sei: „Wir von GASAG Solution Plus greifen in diesen Fällen in unseren modularen Baukasten“, sagt der Diplom-Ingenieur. Dann gehe es häufig um Luft-Wasser-Wärmepumpen, Photovoltaik, einen modernen Gaskessel oder ein kleines Blockheizkraftwerk. „Solch ein Mix ermöglicht es Gebäudeeigentümern, rasche Effizienz- und Nachhaltigkeitsfortschritte zu mobilisieren und nach einem überschaubaren Zeitraum von vielleicht zehn Jahren das Objekt im Bedarfsfall noch einmal grundlegend zu sanieren“, so Wilhelm.
Natürlich stellt sich hier auch die Frage der Finanzierung. Jörg Widhalm ist Generalbevollmächtigter Immobilienkunden und Infrastruktur der Berliner Volksbank und verweist Inte-ressierte auch auf ausgesuchte Fördermittel, etwa das KfW-Programm Erneuerbare Energien. Bei gewerblichen Investoren spürt Widhalm, der auch Mitglied im IHK-Branchenausschuss Bau- und Immobilienwirtschaft ist, einen Trend zum Zertifizieren von Nachhaltigkeitsstandards, denn „im Falle eines späteren Weiterverkaufs eines Objekts ist dann sofort transparent, welche Stufe des Energieverbrauchs und der Effizienz das Gebäude hat“. Das steigere den Wert. Als Beispiel nennt er die LEED-Zertifizierung, die für „Leadership in Energy and Environmental Design“ steht.
Neben ökologischen Aspekten, denen oftmals das Hauptaugenmerk gilt, hat Plan-A-Chefin Jordanova in ihrem Start-up auch die Bereiche „Soziales“ und „Management“ optimiert. „Wir bieten unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zusätzliche Gesundheits- und Wellnessleistungen an“, so die Betriebswirtin. Und ein Feedback- und Beschwerdesystem biete „die Möglichkeit, sich bei betrieblichen Richtlinienentscheidungen einzubringen und Bedenken anzusprechen, um so die Unternehmenspraktiken zu verbessern“.
Schritte zum ESG
Lubomila Jordanova, CEO von Plan A, zur Verankerung von Environmental Social Governance (ESG) im eigenen Unternehmen
Ressourcen schaffen
Die Geschäftsführung überträgt am besten einer sachkundigen Person die Projektverantwortung im Betrieb und plant das nötige Budget. Plan A hat die Software-Plattform so entwickelt, dass Kunden in der Lage sind, ihre CO2-Bilanzierung, Dekarbonisierung und ESG-Optimierung eigenständig zu managen.
Agenda setzen
Es gilt eine Nachhaltigkeitsagenda als festen Bestandteil in der Unternehmensstrategie zu verankern. Hier ist die Führungsetage auch gefordert. Es empfiehlt sich, gerade zu Beginn kurzfristige Ziele zu definieren und die auch anzugehen.
von Rudolf Kahlen