BW 01/2022 - Branchen
Die Marktchancen für Photovoltaik in Deutschland insbesondere auf privaten Dachflächen sind riesig. „Gerade einmal elf Prozent oder 1,3 Mio. der Ein- und Zweifamilienhäuser in Deutschland verfügen heute schon über eine Photovoltaikanlage, 89 Prozent der Hausdächer sind noch ungenutzt“, so der Unternehmer. „Gepaart mit dem steigenden Klimabewusstsein der Bevölkerung, sehen wir hier großes Wachstumspotenzial.“
Energetisch on top
Aufstrebende Berliner Start-ups tun das, wovon alle Welt redet: das Klima schützen. Indem sie Unternehmen handhabbare Lösungen anbieten.
<font color="#56BD66"> <b>Die Gründer des Berliner Start-ups ampere.cloud</b> </font>
Frederik Merz, Erik Nitschke und Florian Strunck (v. l.)
© michaelhandelmann.de
Wer intelligente Lösungen für ein erfolgreiches Vorantreiben der Energiewende sucht, wird oft in der Hauptstadt fündig. Eine Vielzahl Berliner Unternehmen fördert mit ihren Produkten und Dienstleistungen den Einsatz erneuerbarer Energien. Etwa das Start-up variate.energy.
<font color="#56BD66"> <b>Gründerteam von variate.energy</b> </font>
Charlotte Huang und Joachim Reinhardt
© VARIATE.ENERGY
Es möchte Unternehmen, Kommunen und anderen Organisationen, die Wind- und Solarprojekte zur Reduzierung ihres CO2-Fußabdrucks planen, eine wetterorientierte Risikobewertung anbieten. „Dafür entwickeln wir eine Softwarelösung, mit welcher zukünftige Wetterdynamiken schon zum Zeitpunkt der Planung von Anlagen berücksichtigt werden können“, erklärt Charlotte Huang. Sie gehört gemeinsam mit Joachim Reinhardt zum Gründungsteam.
„Wir möchten so zu robusteren Systemen beitragen, welche eine maximale Versorgung aus erneuerbaren Energiequellen ermöglichen.“
Grundsätzlich glaubt die junge Unternehmerin in der Region Berlin-Brandenburg an ein großes Potenzial für die Nutzung von Solar- und Windenergie.
Verstärkt geht es auch darum, Prozesse effizienter zu gestalten. Ein gutes Beispiel, wie konträr sich überbordende Bürokratie und die pragmatische Erreichung der Ziele der Energiewende gegenüberstehen, liefert die aktuelle Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Florian Strunck, Gründer eines weiteren Energy-Startups, ampere.cloud, findet: „Hier sind teils widersprüchliche Anreize für die Einspeisung von nachhaltig erzeugtem Strom geschaffen worden.“ Diese Regelungslücken im EEG würden seiner Meinung nach direkt an die Betreiber durchgereicht. Das habe zu großer Verunsicherung am Markt geführt.
Komplexe Abläufe einfach machen
Strunck weiß, wovon er spricht. Bevor er gemeinsam mit Eric Nitschke und Frederik Merz das Start-up im Jahr 2019 in Berlin gründete, waren sie über sechs Jahre als Dienstleister für Unternehmen im Rahmen der erneuerbaren Energien tätig und konnten das Marktfeld in diesem Bereich intensiv analysieren. „Uns fiel auch auf, dass die Prozesse zum Betrieb von Anlagen, wie das Monitoring, die Wartung und vor allem die Reports, meist sehr ineffizient ablaufen“, erzählt Strunck. „Das kostet eine Menge Zeit, bindet Ressourcen und treibt die Kosten.“
Um diese komplexen technischen Prozesse für Betreiber, Dienstleister und Stromanbieter einfach handhabbar und kostengünstig zu machen, haben die drei Gründer ampere.cloud auf den Weg gebracht. Das Start-up bietet ein einheitliches und komplettes Betriebssystem für den komfortablen Betrieb sowie zur Wartung und Kontrolle aller Ökoenergienanlagen inklusive der Möglichkeit zur Direktvermarktung von Ökostrom. „Mit ampere.cloud können unsere Kunden mit demselben Team bis zu viermal mehr Anlagen betreiben als zuvor“, betont Strunck.
Das Angebot stößt auf hohe Nachfrage. Mit Unterstützung wichtiger Partner und Kenner der Branche hat sich ampere.cloud rasant entwickelt und in kürzester Zeit über ein Gigawatt an Kundenanlagen in ihr Portal gebracht. Auch für dieses Jahr ist Strunck zuversichtlich. „Wir werden komplett neue Services am Markt als Ergänzung zu unseren Kernprodukten anbieten, um unseren Kunden die Vermarktung ihrer Energie unfassbar einfach und profitabel zu machen.“
Beide Beispiele machen deutlich: Energiesparende Technologien und klimafreundliche Geschäftsmodelle bieten gute wirtschaftliche Zukunftsaussichten und sorgen für große Chancen im Transformationsprozess hin zu einem klimafreundlichen und ressourcenschonenden Land.
„Gerade Berlin kann hier als Metropole mit einer exzellenten Wissenschaftslandschaft und einer seit Jahren aufstrebenden und gut vernetzten Start-up-Szene punkten“, weiß Erik Pfeifer, Klima- und Energieexperte der IHK Berlin. „Mich beeindruckt in diesem Zusammenhang auch immer wieder, mit welch großem Aufwand sich junge Unternehmen mit diesem komplexen Thema auseinandersetzen und es anschließend mit ihren Dienstleistungen und Produkten einfacher machen, erneuerbare Energien zu nutzen und in das bestehende System zu integrieren.“
Dies gilt auch für die Zolar GmbH. Das Greentech und bietet Photovoltaikanlagen zum Festpreis an, die Eigenheimbesitzer online maßgeschneidert planen, vergleichen und beauftragen können. Mithilfe eines eigens entwickelten Konfigurators haben Hausbesitzer dabei die Möglichkeit, die Komponenten ihrer PV-Anlage entsprechend anzupassen, und erhalten zugleich eine individuelle Beratung vom Solarexperten.
Seit unserer Gründung verfolgen wir ein Ziel: Wir möchten auf jedes Dach der Welt eine Solaranlage bauen. Alex Melzer
Marktchancen für Photovoltaik riesig
Zolars breites Netzwerk von lokalen Partnerbetrieben übernimmt anschließend die Montage vor Ort. Auch die Miete von Solaranlagen ist seit Juli 2021 möglich. „Seit unserer Gründung verfolgen wir ein Ziel: Wir möchten auf jedes Dach der Welt eine Solaranlage bauen und damit die Nutzung erneuerbarer Energien für alle so einfach wie möglich machen“, erklärt Melzer.
<font color="#56BD66"> <b>Alex Melzer</b> </font>
Gründer und CEO Zolar GmbH
© www.tlrs.me
von Jens Bartels