#GemeinsamBergisch2019

Neujahrsempfang 2019

Gemeinsam bergisch startete gestern Abend (9. Januar 2019) der traditionelle Neujahrsempfang der Bergischen Industrie- und Handelskammer, die seit dem 1. Januar ihre regionale Ausrichtung nun auch in ihrem Namen dokumentiert. Der Hashtag #gemeinsambergisch zog sich wie ein roter Faden durch den Abend und war auch beim späteren Netzwerken der Gäste aus den drei bergischen Großstädten immer wieder zu entdecken.
IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Wenge hieß die über 1000 Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in der Historischen Stadthalle Wuppertal herzlich willkommen. Neben guten Wünschen für das neue Jahr gab der IHK-Chef den Gästen auch einen Ausblick auf die Bundeskonferenz der Wirtschaftsjunioren mit, die dieses Jahr im Städtedreieck ausgerichtet wird.

IHK-TV: Filmbeitrag zum Neujahrsempfang

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© Bergische IHK Wuppertal-Solingen-Remscheid
IHK-Präsident Thomas Meyer ging in seiner Rede auf die Themen ein, die die Wirtschaft in diesen Tagen beschäftigen. Meyer zeigte noch einmal die Risiken eines drohenden Brexits auf. Da das Vereinigte Königreich Deutschlands fünftwichtigster Handelspartner mit einem Handelsvolumen von 122 Milliarden Euro ist, würden die Folgen eines EU-Ausstiegs Großbritanniens für die deutsche Wirtschaft deutlich spürbar sein, so Meyer. Das Jahr werde konjunkturell belastet – durch nicht getätigte Investitionen, verschobene Aufträge und nicht zuletzt durch verlorenes Vertrauen in den europäischen Einigungsprozess. Große Probleme würden vor allem Zollanmeldungen und Ursprungszeugnisse sowie Zollkontrollen bereiten. „Stellen Sie sich nur einmal vor, was die tägliche Lkw-Kontrolle an der Grenze nach Dover für die Zollbehörden bedeuten würde“, sagte Meyer. „Allein 13.000 Lkw überqueren diese Grenze jeden Tag; bei nur fünf Minuten Überprüfung stehen die Fahrzeuge von Dover bis London.“ Meyer betonte, dass die IHKs gemeinsam mit NRW-Wirtschaftsminister Pinkwart im Brexit-Beirat intensiv diskutierten, wie sich die Unternehmen in Nordrhein-Westfalen auf das drohende Szenario vorbereiten können.

Im Hinblick auf den Ausstieg aus der Kohleindustrie und weiter steigende Strompreise mahnte Meyer an, dass die Energieversorgung der Unternehmen dauerhaft gesichert werden müsse: „Wirtschaft braucht Planungssicherheit.“ Dies gelte auch für den immer schnelleren digitalen Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft. Es sei wichtig, so Meyer, die Grundlagen für digitale Kompetenzen bereits in den allgemeinbildenden Schulen zu legen: „Ein Mangel an gut ausgebildeten Mitarbeitern, zum Beispiel Entwicklern oder Big Data-Analysten und unzureichende Digitalkompetenzen drohen zum Hindernis für unsere Betriebe zu werden.“ Vor dem Hintergrund der neuen Digitalstrategie der NRW-Landesregierung gelte es, die richtigen Themen so zu priorisieren und mit Maßnahmen zu hinterlegen, dass die Digitalisierung in NRW tatsächlich beschleunigt werden kann.

Thomas Meyer appellierte abschließend eindringlich an die Unternehmer, dem neu aufkeimenden Antisemitismus mutig entgegenzutreten und sich für Freiheit und Demokratie einzusetzen und erntete dafür großen Beifall.

Der prominente Gastredner Wolfgang Bosbach nahm Bühne und Publikum gleich zu Beginn seines Vortrags humorvoll ein: „Ich habe schon neun Tage nicht geraucht, diesen guten Vorsatz fasse ich jedes Jahr und halte ihn – denn ich bin Nichtraucher.“ Den bergischen Unternehmern wünschte der ehemalige Bundestagsabgeordnete und CDU-Politiker, dass sie am Ende dieses Jahres ebenfalls auf umgesetzte Vorsätze und Pläne zurückblicken könnten und erntete von ihnen während seiner nachfolgenden mahnenden, aber anekdotenreichen Rede zustimmendes Lachen und Beifall. Bosbach betonte, dass im neuen Jahr auf Wirtschaft und Gesellschaft große Aufgaben warteten, da in Europa „sehr viel in Bewegung sei“. Mit dem Erstarken von nationalistischen Bewegungen und Parteien sowie der „historischen Zäsur“ durch den Brexit stünde nicht mehr und nicht weniger als der Frieden in Europa auf dem Spiel. Auch das Auseinanderdriften von sozialer und wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit in Deutschland trage zu einer Destabilisierung bei. Hier betonte der beliebte Politiker, dass es aus seiner Sicht keine Politik-, „nur eine Politiker- oder Parteienverdrossenheit“ gebe. Gesellschaft und Wirtschaft seien in der Pflicht, die Stabilität im Land zu wahren.
Europa würde politisch wie wirtschaftlich zwischen den dominierenden Großmächten USA und China „marginalisiert“, wenn es nicht zusammenstünde und gemeinsam agiere. Gleichwohl steigere die Europäische Union ihre Popularität nicht, „wenn sie alles reguliert, was man regulieren kann.“

Vielmehr seien Investitionen notwendig – in die klassische Infrastruktur einerseits, aber auch in die digitale andererseits. „Hier sind uns andere Länder schon vorausgeilt, wir müssen schneller werden“, mahnte Bosbach. „In den klassischen Industrien sind wir Weltklasse, aber wir müssen in den neuen Technologien aufholen“, um den aktuellen Wandel von der Industrie- zur Wissensgesellschaft mitzugestalten und nicht abgehängt zu werden. Die wichtigste Investition sei „die in die Köpfe unserer Kinder.“ Der Schlüssel sei: „Bildung, Bildung, Bildung!“ Unternehmen müssten so viel wie möglich selbst ausbilden, die berufliche Bildung müsse gefördert werden. Das Ziel müsse sein, „aus Ideen marktreife Produkte zu machen.“

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