Mehrweggeschirr

Nachhaltige Hingucker

Ob Coffee to go oder belegte Brötchen: Seit dem 1. Januar 2023 müssen Gastronomiebetriebe ihren Kunden die Wahl zwischen Einwegverpackungen und einer wiederverwendbaren Alternative anbieten. Zwei Unternehmen berichten, wie sie vom Mehrweggeschirr profitieren.
Um Klima und Umwelt zu schonen, macht das neue Verpackungsgesetz klare Vorgaben: Unternehmen müssen zu Einweggefäßen aus Kunststoff zusätzlich eine Verpackung anbieten, die mehrfach nutzbar ist. Die Mehrwegalternativen dürfen nicht teurer sein, um Anreize für mehr Nachhaltigkeit zu schaffen. Betrieben stehen zwei Möglichkeiten zur Auswahl: Sie können Mehrwegverpackungen zum Beispiel aus Kunststoff oder Glas kaufen oder mit Firmen zusammenarbeiten, die ein Pool-Mehrwegsystem anbieten. Kleine Betriebe mit maximal fünf Mitarbeitenden und maximal 80 Quadratmeter Ladenfläche sind von der Pflicht ausgenommen, selbst ein Angebot zu machen. Auf Wunsch müssen sie jedoch Speisen in mitgebrachte Behälter abfüllen. Alle Unternehmen müssen zudem auf das Mehrwegangebot deutlich hinweisen.
Gute Erfahrungen mit einem solchem Pool-Mehrwegsystem macht die Erzeuger-Verbraucher-Gemeinschaft Landwege eG. Die Lübecker Genossenschaft mit insgesamt vier Bio-Märkten in der Stadt bietet seit 2018 Mehrwegbecher der Marke Recup an. Zuvor hatte Landwege eigene Keramikbecher als Alternative zu Einwegverpackungen angeboten. „Wir haben schnell gemerkt, dass solche Einzellösungen für Kunden nicht befriedigend sind. Mit Recup haben wir ein leichtes, unkaputtbares System gefunden, das Konsumenten bei allen teilnehmenden Partnern abgeben können“, sagt Landwege-Vorstand Klaus Lorenzen. Der Aufwand für ein nachhaltiges Mehrwegsystems sei überschaubar, meint Lorenzen: „Der Kaufpreis für die Becher deckt sich mit dem Pfand. Darüber hinaus zahlen wir noch eine kleine Gebühr für Marketingmaterialien und die Listung in der App – wodurch wir wieder neue Kunden gewinnen.“
Seit einiger Zeit bietet Landwege auch Rebowl für Speisen an. Bei den Pfandschalen für Essen sei jedoch noch Luft nach oben, sagt Aaron Loose, der bei Landwege die Behältnisse einkauft: „Zum Beispiel für Kuchenstücke würden wir uns noch weitere Formen und Größen wünschen.“ Aktuell überlegt der Nahversorger, ob er Rebowl für die eigene Frischetheke einsetzen kann. „Wir haben viele Kunden, die auch Käse oder Fleisch gern in Mehrwegschalen mitnehmen würden, aber keine eigenen Behältnisse dabeihaben“, so Loose weiter.
Auf ein anderes Pool-Mehrwegsystem setzt das italienische Bistro Mani in Pasta in Lübeck. Seit Mai 2022 kooperiert Geschäftsführer Pietro Buonamassa mit dem Anbieter Vytal. Anders als bei Recup werden über Vytal die Gefäße nicht erworben, sondern mit einem kleinen Centbetrag pro Stück geliehen. „Am Ende kostet uns das weniger als herkömmliches Einweggeschirr. Es lohnt sich auf jeden Fall – für die Umwelt und für uns. Außerdem gibt es auch runde Behältnisse für Pizzen, das ist sehr praktisch“, sagt Buonamassa.
Für die Benutzung der Pfandbehältnisse müssen sich Kunden die Vytal-App herunterladen und zum Beispiel bei Lieferando einen dort generierten Code angeben. „Wir merken, dass das Interesse steigt. Wir konnten auch Kunden hinzugewinnen, die uns über die Vytal-App entdeckt haben“, so Buonamassa weiter. Im vergangenen Jahr hätten etwa 890 Personen die Mehrweggefäße in Anspruch genommen, Tendenz klar steigend, so der Gastronom.
Benjamin Tietjen